Der WildeWasserweg im Stubaital

Der WildeWasserweg im Stubaital - Ruetz Katarakt am WildeWasserWeg - (c) TVB Stubai Tirol/Andre Schönherr

Der Anfang der Wanderung beginnt gemütlich mit dem Bus bis zum Parkplatz der Nürnberger Hütte. Von hier geht es, dem Wegweiser folgend, zuerst im Wald mit Grau-Erlen und Fichten leicht bergab. Ein Hinweisschild aus Holz, geschnitzt in der Form eines aufgeschlagenen Buches, klärt über das Wasser in den Bergen auf. Wenn ein Regentropfen in die Ruetz fällt, dann braucht er vierzehn Tage bis er im Schwarzen Meer ankommt. Ein Regentropfen, der dagegen auf dem Gletscher oben am Talschluss fällt, braucht 500 Jahre bis er das Schwarze Meer erreicht. Der Regentropfen fällt als Schnee, gefriert zu Eis, fließt mit dem Eis in Jahrhunderten abwärts bis er taut und als Tropfen in die Ruetz fällt um dann auch im Schwarzen Meer anzukommen.

Dann taucht eine Felswand in einer Lichtung auf, die den Eindruck eines Amphitheaters vermittelt. Ob hier nachts die Elfen tanzen? Jetzt wird doch noch ein bisschen die Kondition gefordert, es geht im Katarakt, der Schlucht, in die sich die Ruetz eingegraben hat, bergauf. Kaskaden kündigen sich schon von weitem durch lautes Getöse an. Von der Aussichtsplattform, die gut versichert über dem Abgrund hängt, kann man Stromschnellen aus der unbändigen Kraft des Wassers, zusehen. Fliegenpilze stehen ein paar Meter vom Weg entfernt, die sollte man nicht essen, da sie giftig sind, aber sie sollen Glück bringen, wenn man sie sieht. Der Weg zieht sich leicht ansteigend weiter aufwärts. Es folgt ein absolutes Festspiel der Wasserkraft mit Wasserfällen, Kaskaden und Stromschnellen, die man von einer Brücke beobachten kann. Der Weg wird flacher und lautes Gänsegeschnatter ist zu hören. Gänse in ihrem Gatter begrüßen die Wanderer lautstark. Sie sind die beste Alarmanlage, sie kündigen jeden Wanderer lautstark an. Ein paar Schritte weiter schwimmen in einer großen Pfütze unzählige Kaulquappen.

Tschangelair Alm

Jetzt ist eine Pause in der Tschangelair Alm genau richtig. Der Duft von Kaiserschmarrn kommt aus der Küche. Es ist gemütlich in der urigen Alm, oder auch draußen vor der Alm in der Sonne an der rauschenden Ruetz zu sitzen. Sonja, die Köchin in der Alm, stellt den noch dampfenden mit Puderzucker bestäubten Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster auf den Tisch. Der Kaiserschmarren ist goldgelb, das kommt von den Eiern der freilaufenden Hühner. Sonja arbeitet schon lange in der Alm, sie ist mit Leib und Seele Köchin und das schmeckt man auch bei ihren Gerichten, die sind bodenständig und ehrlich. Wer die typische Tiroler Küche liebt, der ist hier genau richtig. Wer es deftig mag, der entscheidet sich für den hausgemachen Ziegenkäse und Graukas, das ist eine Spezialität von Werner Zittera, dem Wirt der Alm. Werner ist außerdem Herr über mehr als hundert Ziegen und er hat auch noch die höchste Fischzucht in Tirol. Neben Ziegengulasch sind die in Almbutter gebratenen Forellen, die aus dem frischen Quellwasserteich kommen, der Hit. Nicht zu verachten sind auch die geräucherten Forellen. Frischer kann der Fisch nicht sein und auch nicht besser schmecken. Zum Abschied gibt es noch einen Kräuterschnaps der aus der „Apotheke Gottes“, aus Schafgarben und verschiedenen Almkräutern wie Thymian, Johanniskraut, Pfefferminz und Brennnessel gebrannt wird. Welche Kräuter noch dazukommen verrät Werner Zittera natürlich nicht. Nach der Pause kann man mit dem Bus zur Haltestelle Sulzenauhütte am Grawa Wasserfall fahren, leicht bergauf auf einem breiten Weg zum Wasserfall wandern oder mit dem Bus zurück in die Unterkunft fahren.

Grawa Wasserfall

Starkes Rauschen kündigt den Grawa Wasserfall an, obwohl er durch den Wald noch verdeckt ist. Die Spannung auf das Naturschauspiel steigt. Dann steht man wie eine kleine Ameise vor dem 85 Meter breiten und 180 Meter hohen Wasserfall, in dem sich das Gletscherwasser mit ungeheurer Wucht in Kaskaden in die Tiefe stürzt. Wie gebannt schaut man auf die immense Kraft des Wassers. Die neue hölzerne Plattform, direkt am Grawa Wasserfall, ist mit Holzliegen ausgestattet, lädt dazu ein das Naturspektakel zu beobachten. Es ist angenehm die feine Gischt tief einzuatmen. Ein zartes Prickeln auf dem Gesicht und den Armen hinterlassen diese kleinen Tropfen. Das ist gut für die Haut und die Bronchien. Durch den Aufprall des Wassers entsteht feinverstäubtes Aerosol, kleinste Wassertropfen, die so in die feinsten Lungenverästelungen eindringen können und diese gleichzeitig reinigen. Zudem verbessern sie die Öffnung der oberen Atemwege und können Erkrankungen wie Asthma und Allergien wirksam heilen oder vorbeugen. Der Grawa Wasserfall wurde 1979 vom Tiroler Naturschutzgesetz zum Naturdenkmal erklärt. Er wird von mächtigen Gletschern, dem Sulzenauferner und dem Grünauferner gespeist. Gletscherbäche sind eigentlich sehr unwirtliche Ökosysteme, denn sie sind immer kalt, haben eine hohe Fließgeschwindigkeit und ihre Wassermengen wechseln stark. Doch der feine Wasserstaub aus den Kaskaden ermöglicht ein Wachstum von Flechten und Moosen, die an einen Regenwald erinnern, obwohl die Landschaft eigentlich hochalpin ist. Bis zur ersten Plattform dauert es nur eine gute Viertelstunde. Der Steig führt über Wurzeln und Felsstufen aufwärts. Dann steht man Auge in Auge mit dem Wasserfall, ganz dicht am tosenden Wasser, auf der gut gesicherten Plattform. An einem warmen Sommertag ist es angenehm die kaltsprühende Gischt auf der Haut zu spüren. Sonnenstrahlen bringen in der Gischt einen Regenbogen zum Leuchten. Auf der kleinen Bank könnte man ewig Auge in Auge mit dem Wasserfall sitzen bleiben und zusehen mit welcher Wucht er zu Tal stürzt. Dann geht es von der Plattform wieder runter zur Grawa Alm. Die Terrasse der Alm ist der beste Logenplatz am Wasserfall und dazu kann man noch Tiroler Spezialitäten genießen.

Fazit: Es muss nicht immer gleich eine Mammutwanderung sein, auch kleine Wanderungen in den Bergen, am Bach oder Wasserfall, machen Spaß. Wenn man dann noch zur Belohnung einkehren kann, dann gibt es einfach nichts Schöneres.

Kontakt:

Tirol Information
Maria-Theresien-Straße 55
A-6020 Innsbruck, Österreich
Tel.: +43-512-72720
www.tirolwerbung.at

Tourismusverband Stubai Tirol
Stubaitalhaus, Dorf 3
A-6167 Neustift im Stubaital, Tirol
Tel.: +43-501881-0
www.stubai.at, info@stubai.at, stubaitouristik@stubai.at

Stubaier Bergbahnen
Mutterberg 2
A-6167 Neustift im Stubaital, Tirol
Tel.: +43-5226-8141
info@stubaier-gletscher.com, www.stubaier-gletscher.com

Die Tschangelair Alm, gehört zum Hotel Hoferwirt
Dorf 12
A-6167 Neustift im Stubaital, Tirol
Tel.: +43-5226-2201, www.hoferwirt.at

Grawa Alm, gehört zum Feldhof
Medrazerstraße 34
A-6166 Fulpmes, Tirol
Tel.: +43-5225-63167, www.feldhof-tirol.com/grawa.htm

Tipp:

Die Stubai Super Card hat zahlreiche Vorteile wie freie Fahrten mit den Bussen, der Stubaitalbahn und den Bergbahnen sowie Eintritte in die Schwimmbäder in Neustift, Fulpmes/Telfes und Mieders sind in der Stubai Super Card inkludiert, die Sie beim Check-in in den teilnehmenden Betrieben von Mai bis Oktober automatisch erhalten.

Auf neun Kilometern und 1.200 Höhenmetern das Wilde Wasser hautnah erleben, www.wildewasserweg.at

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.