Apfelblüten, weiße Gipfel und magische Plätze im Wald

Frühling in Algund:  Apfelblüten, weiße Gipfel und magische Plätze im Wald - (c) Gabi Vögele

Ein Teppich aus weißen Blüten, der sich über die Täler ausbreitet. Und im Hintergrund ragen schneeweiße Berggipfel in die Höhe. So präsentiert sich Südtirol im Frühling. Für viele die schönste Zeit für einen Besuch dort. Unten in den Tälern wärmt schon die Sonne die Wanderer und Radfahrer und die endlosen Reihen an Apfelbäumen. Oben in den Bergen glitzern noch die Schneefelder und zaubern eine Postkartenkulisse.

Besonders schön lässt sich dieser Frühlingszauber etwa im Meraner Land erleben, wo viele der Apfelbäume stehen, die Südtirol zu einem der größten Obstanbaugebiete Europas machen, und die hohen Berge der Texelgruppe mit dem gleichnamigen Naturpark die alpine Kulisse für das Blütenmeer bilden. Das Texelgebirge schützt die südlich davon gelegene Region zugleich vor dem kalten Klima aus dem Norden. So blüht es hier, je nach Härte des Winters, schon Anfang April üppig.

Ein guter Ausgangspunkt, diese Frühlingslandschaft bei Wanderungen oder einer Radtour zu erkunden ist Algund. Direkt vor den Toren Merans gelegen, zieht sich das Dorf mit seinen sieben Ortsteilen Mühlbach, Algund Dorf, Mitterplars, Oberplars, Vellau, Forst und Aschbach vom Meraner Becken bis hoch in die Berge des Texelgebirges. Von Obstwiesen und Weinbergen im Tal über Laub- und Nadelwälder bis zum Hochgebirge mit den Spronser Seen und der 2.625 Meter hohen Rötelspitze kann man hier die unterschiedlichsten Klimazonen und Landschaftstypen auf drei Ebenen durchwandern.

Äpfel und Wein an uralten Wasserläufen 
Mitten durch die blühenden Apfelwiesen und die ersten Triebe des jungen Weins führt im Frühjahr eine entspannte Tour auf dem Algunder Waalweg. Die in Algund und Umgebung zahlreich zu findenden Waalwege verlaufen entlang künstlich angelegter Bewässerungskanäle, die bereits seit dem 13. Jahrhundert angelegt wurden, um die Güter der Bauern vor dem Austrocknen zu bewahren. Man bewegt sich entsprechend gemächlich immer auf einer Höhenlinie.

Der Algunder Waalweg zieht sich zwischen den Ortsteilen Ober- und Mitterplars immer am schmalen Wasserlauf entlang durch das weiße Blütenmeer der vielen Apfelbäume, vorbei an Weinreben und Wäldern bis zum Meraner Stadtteil Gratsch. Dabei bieten sich immer wieder herrliche Ausblicke auf Meran und das Etschtal. Ein Teil des Weges ist als Weinlehrpfad angelegt. Auf Info-Tafeln erfährt man hier Interessantes über den Anbau des Weins, Rebsorten und verschiedene Lagen. Auch ein Projekt Algunder Weinbauern für nachhaltigeren Weinbau wird auf den Tafeln vorgestellt: Sie bauen gezielt sogenannte Piwi-Rebsorten an, die speziell gezüchtet wurden, um widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten zu sein. So können sie auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichten.

Schmecken lassen kann man sich die Algunder Weine und die Südtiroler Küche auch gleich am Waalweg bei einer Einkehr im Restaurant Leiter am Waal (www.leiteramwaal.it). Auf der Terrasse des Restaurants sitzt man unter Weinranken, die im Frühjahr noch zart sprießend die wärmenden Sonnenstrahlen durchlassen, und genießt den weiten Blick über das Etschtal, die umliegenden Berggipfel und die Weinberge, die den Gasthof umgeben. Besonders gut schmeckt im Frühjahr der frische Spargel mit hausgemachtem Schinken, Salzkartoffeln und Bozner Sauce. Aber natürlich findet man auch Südtirol-Klassiker wie Speckknödelsuppe, Schlutzkrapfen oder ein Marendbrettl mit Speck, Schinken, Käse und Wurst auf der Karte. Die Zutaten kommen so weit wie möglich von Produzenten aus der nahen Umgebung. So gestärkt kann man als Verlängerung des Algunder Waalwegs auch noch einen Spaziergang über den Tappeinerweg bis ins Zentrum Merans an die gemütliche Wanderung anhängen. Die Promenade am Hang oberhalb Merans bietet nochmals einen herrlichen Panoramablick über die Kurstadt und das Etschtal.

Magische Plätze im Wald
Eine Ebene höher steigt man bei einer geführten Wanderung zu „Magischen Plätzen im Wald“, die der Tourismusverein Algund anbietet (www.algund.info). Waldexperte Martin Geier führt einen dabei in sein „Wohnzimmer“, wie er sagt. Es liegt in den Wäldern oberhalb des Ortsteils Vellau. Geier kennt hier jeden Baum und jedes Kraut und auch jede Tierspur in- und auswendig und hat zu allem interessante Informationen zu bieten. Er lotst die kleine Wandergruppe abseits markierter Wanderwege zu seinen besonderen Kraftplätzen. Der felsige Boden zwischen den Bäumen ist hier oben flächendeckend mit Moos überzogen. „Es wirkt wie eine natürliche Klimaanlage“, erklärt Geier. Würden größere Waldflächen abgeholzt, würde das Moos allerdings schnell austrocknen und das ganze Öko-System kollabieren. Geier setzt sich deshalb mit Herzblut und viel Engagement für den Erhalt „seines“ Waldes ein. Was der an verborgenen Schätzen zu bieten hat, erfährt man bei der Wanderung auf Schritt und Tritt. Man entdeckt Palmkätzchen als erste Boten des Frühlings, Lärchen, deren Harz Bauern früher als Medizin für ihre Kühe diente, roten Holunder, dessen Beeren roh giftig, aber als Marmelade genießbar sind, Pestwurz, die Lieblingsspeise der Rehe, und eine Vogelbeere, aus deren Früchten teurer Edelbrand gebrannt wird. So hat Geier zu jeder Pflanze eine Geschichte zu erzählen. Und an seinem Lieblingsplatz, an mit Moss überzogenen Felsbrocken mit weitem Blick aus dem Wald über das Tal zu den weißen Bergspitzen, hinterlässt er den Nörggelen – Gestalten, die der Sage nach an Berggipfeln und Bäumen hausen – eine kleine Opfergabe. Schließlich befinden wir uns hier an magischen Plätzen.

Als Belohnung für den Wanderer selbst warten hier oben in Vellau besonders feine Südtiroler Spezialitäten im Gasthof Oberlechner (www.gasthofoberlechner.com). Auf fast tausend Metern Höhe oberhalb von Algund gelegen, bietet der urige Gasthof einen atemberaubenden Panoramablick ins Etschtal und eine von mehreren Gourmet-Führern hochgelobte Küche. Lässt man sich vom Küchenchef ein besonderes Frühlingsmenü zusammenstellen, genießt man in fünf Gängen Tartar von weißer Bete, Löwenzahnblütencremesuppe, Ravioli mit Morcheln gefüllt, Kalbsfilet im Kräutermantel mit Terlaner Spargel und Bozner Sauce und zum Abschluss Topfenschmarrn mit Rhabarberragout und hausgemachtem Erdbeereis. Ein echtes Frühlingsgedicht. Wem ein solches Menü zu umfangreich ist, der findet auf der Karte des Gasthof Oberlechner aber auch einfachere Südtirol-Klassiker wie etwa Schwarzplentene Knödel in der Suppe – typische Südtiroler Knödel aus getrocknetem Schwarzbrot und grobem Buchweizenmehl.

Brennnesselknödel selbst gedreht 
Wer sich selbst einmal als Knödelkoch versuchen will, kann ganz in der Nähe im Gasthaus Kienegg in Vellau an einem Brennnesselknödel-Kochkurs teilnehmen. Wirt Hannes Schmider erklärt in der Küche des Gasthauses den Teilnehmern die Handgriffe. Seine Familie bewirtschaftet den Kieneggerhof, der sich zu einem beliebten Ausflugsziel für Wanderer entwickelt hat, seit über 300 Jahren. Die Brennnesseln für die Knödel sammelt sein Vater jeden Tag frisch rund um das Gasthaus, erzählt Schmider. Mit Handschuhen geschützt, ist das Zerrupfen der Brennnesseln der erste Schritt des Kurses. Auf der sonnigen Terrasse ist man dabei der Umgebung, aus der die Pflanzen kommen, noch ganz nah. Dann geht es in die Küche, wo auf dem mit Holz befeuerten Ofen schon das Wasser für die Knödel simmert. Die Brennnesseln werden blanchiert, durch den Fleischwolf gedreht und mit Knödelbrot, Milch, Eiern und Gewürzen zur Knödelmasse vermengt. „Wie viele Eier und wie viel Milch man für die richtige Konsistenz braucht, ist eine Sache des Gefühls“, erklärt er und justierte bei der von den Teilnehmern vermengten Masse noch etwas nach. Dann geht’s ans Drehen der Knödel. Möglichst sollten alle die gleiche Größe haben. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Macht aber in diesem Fall nichts, weil man die Knödel nach dem Kurs auf der Terrasse selbst verspeisen darf. Natürlich schmecken sie wunderbar, noch dazu mit der unvergleichlichen Aussicht hier oben über das gesamte Etschtal. Wer es nicht hoch bis zum Gasthaus Kienegg schafft, kann Hannes Schmiders Knödel aber auch unten in der Algunder Sennerei kaufen. Die beliefert der Koch täglich frisch, nicht nur mit Brennnessel-, sondern auch mit Käse-, Speck-, Spinat- und Ronenknödeln und den traditionellen Schwarzplentenen. Mehr zum Brennnesselknödel-Kochkurs bei Hannes Schmider und das Rezept für die Brennnesselknödel finden Sie hier...

Ein idealer Ausganspunkt für Wanderungen und Erlebnisse rund um Algund sind die Appartements der Sportresidenz „Paloria“ im Ortsteil Oberplars. Eingebettet in Obstwiesen und Weinhänge bietet Oberplars einen herrlichen Panoramablick auf Meran. Hier beginnen einige der schönsten Wanderwege der Region. In einem der ältesten Höfe des Ortes aus dem 12. Jahrhundert, gleich neben der Kirche, und in einem modernen Anbau dazu hat Julia Schrötter stylishe Ferien-Appartements eingerichtet. Vom Balkon genießt man im „Paloria“ den Panoramablick. Versorgen kann man sich in einem kleinen „Ladele“ im Haus mit Südtiroler Produkten von Speck und Käse bis zu Apfelsaft und Wein. Und nach der Wanderung erwartet einen, je nach Wetter, der Pool oder die Sauna. Mehr Infos unter www.paloria.com.    

Über den Autor*Innen

Gabi Vögele

Gabi Vögele

Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.

Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.