„m4 Mountains – Die vierte Dimension“ – Malik Verlag

Stefan Dech, Reinhold Messner, Nils Sparwasser  „m4 Mountains – Die vierte Dimension“ – Malik Verlag

 

 

Der Bildband „m4 Mountains – Die vierte Dimension“ ist ein außergewöhnlicher Bildband. Er präsentiert Berge auf völlig neue Weise, anhand von Daten aus dem All. Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entstanden auf Basis von Satellitenaufnahmen aus mehreren Hundert Kilometer Höhe digitale Abbilder der Gebirgslandschaften. Es sind Bilder entstanden, die so noch nie gezeigt werden konnten. Routen um die Berge zu besteigen sind in der dritten Dimension leichter zu erkennen. Die genauen Daten sind für den Alpinismus von größtem Wert. Aus diesen Aufnahmen schufen Wissenschaftler des DLR am Computer dreidimensionale Abbilder. So wurden „virtuelle“ Darstellungen der Berge aus zuvor undenkbaren Perspektiven in bislang unerreichter Präzision möglich. Das Buch ist in fünf Jahren entstanden.

Die Autoren Stefan Dech, Nils Sparwasser und Reinhold Messner stellen die Ergebnisse mehrjähriger Forschungsarbeiten vor und erläutern die Hintergründe dieses technisch innovativen Verfahrens. Neueste, satellitengestützte Visualisierungstechnik und fototechnisches Know-how, alpinistische Erlebnisberichte und besteigungshistorisches Wissen fügen sich zu einem Gesamtbild, das von der Erschließung neuer Horizonte erzählt und die Geschichte des Alpinismus völlig neu beleuchtet. Die zeitliche Komponente wird so zu einer weiteren Ebene: die großen Berge der Welt in vier Dimensionen. Der Alpinismus hat sich heute grundlegend verändert, die jungen Bergsteiger machen heute das, was die Bergsteiger früher unmöglich fanden.

Die Autoren

Stefan Dech studierte Geografie, Soziologie und Politische Wissenschaften an der Universität Würzburg. Er ist Direktor am EOC (Earth Observation Center, eine international agierende Forschungseinrichtung der Erdbeobachtung im DLR), Universitätsprofessor und Ordinarius für Fernerkundung am Institut für Geografie und Geologie der Universität Würzburg. www.dir.de/eoc

Reinhold Messner, der größte Bergsteiger der Gegenwart, unternahm über hundert Reisen in die Gebirge und Wüsten der Welt. Dabei gelangen ihm viele Erstbegehungen, die Besteigung aller 14 Achttausender und eine Längsdurchquerung Grönlands. Heute widmet er sich vor allem seinen Bergmuseen sowie in seinen Büchern und Filmen Schlüsselmomenten der Alpin- und Entdeckergeschichte. www.reinhold-messner.de

Nils Sparwasser studierte Geografie, Botanik und Zoologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Heute ist er Leiter der Abteilung Wissenschaftskommunikation und Visualisierung am EOC des DLR und lehrt als Gastdozent Fernerkundung an der Katholischen Universität Eichstätt. www.dir.de/eoc

Sechs Fragen - sechs Antworten - Der Verlag zum Buchprojekt
  
Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Buch gedauert?

Über 5 Jahre. Herr Professor Dech vom Erdbeobachtungszentrum des DLR hatte 2010 erstmals die Idee, die großen Berge der Welt mit der Hilfe modernster Satellitendaten zu zeigen. Mit Gerlinde Kaltenbrunners Gipfelerfolg am K2 2011, die dank der Daten des DLR ihre Aufstiegsroute vorab schon in 3D sehen und planen konnte, wurde dieses Vorhaben konkret. Anfang 2013 kam das DLR auf den Malik Verlag zu. Der Malik-Verlag war sofort fasziniert von den Möglichkeiten der Bildgebung und von dem einzigartigen Buchprojekt. 

Wie sah die Zusammenarbeit zwischen dem DLR und dem Verlag aus?

Die Idee zum Buch wurde im DLR geboren. Schon bei unserem ersten Zusammentreffen mit Herrn Dech und Herrn Sparwasser begann deren faszinierende Vision Gestalt anzunehmen. Umso mehr, als sich Reinhold Messner für das Projekt begeisterte und sich uns anschloss. Er gab den entscheidenden Input für die aus alpinistischer Sicht wichtigsten Berge und ordnet jeden von ihnen historisch ein. Zur Dreidimensionalität der Bilder kommt so die „Zeit“ als vierte Ebene.

Was waren die besonderen Herausforderungen bei der Erstellung dieses Buchs?

Der Perfektionismus, ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Buch auf die Beine zu stellen. Das Gelingen hing vor allem vom Bildmaterial ab – hoch genaue, gestochen scharfe Bilder, die aus Geländemodellen errechnet wurden, die wiederum auf der Basis feinster Satellitenaufnahmen erstellt worden waren. Wie kompliziert und anspruchsvoll dieser Prozess ist, kann man sich vorstellen – und auch, wie stark Stefan Dech und Nils Sparwasser mit ihrem Team bei der Gewinnung der Bilder von politischen und klimatischen Bedingungen abhängig waren. Bis zuletzt blieb spannend, ob wir die Auswahl „unserer“ dreizehn Berge beibehalten können, ob sich wirklich alle die Aufnahmen in entsprechender Präzision verarbeiten lassen würden.

Außerdem hatten wir uns als Ziel gesteckt, zu jedem der gezeigten Berge den Originalbericht eines Weltklassebergsteigers zu bringen, die Satellitenbilder aus dem All also zu konterkarieren mit ganz persönlichen Erlebnisberichten und (zum Teil sehr privaten) Fotos. Reinhold Messners Hinweise auf wegweisende Besteigungen waren dafür immer wieder wesentlich. Wir haben Bergsteigerinnen und Bergsteiger unterschiedlichster Nationen und Generationen um ihre Beteiligung gebeten – von jungen Bergsteigerstars der Szene wie Hansjörg Auer oder Hervé Barmasse bis hin zu Titanen wie Stephen Venables, dem 1929 geborenen Pierre Mazeaud oder Robert Paragot (* 1927). Barbara Washburn, die erste Frau, die den Denali bestiegen hat, hat sich zwar noch am Buch beteiligt, die Veröffentlichung aber leider nicht mehr erlebt.

In wie vielen Ländern erscheint das Buch nun?

„m4 Mountains – Die vierte Dimension“ ist nicht nur für den deutschsprachigen Raum ein wichtiges Projekt, sondern auch international – wir haben es in mehrere Länder verkauft, wo es zeitgleich bei den renommiertesten Bildbandverlagen erscheint. Zur Buchmesse kam schon eine Ausgabe in Englisch (England, Amerika, Kanada usw.) bei Thames & Hudson heraus. Ausgaben in Frankreich (Editions Glénat), Italien (Rizzoli) und Spanien (Lunwerg/Editorial Planeta) und eine koreanische Ausgabe (Haroo) folgen.

Wie bewerten Profi-Bergsteiger diese Aufnahmen?

Sie können ihnen entscheidende Daten für Besteigungsversuche, für Routenplanungen und neue Vorhaben liefern an den Bergen, die sonst kaum zu kartieren sind.
 
Gibt es einen Berg im Buch, der besonders interessant ist, und wenn ja, warum?

Jeder der dreizehn hat seinen Reiz. Der K2 ist sicher einer der imposantesten, ebenso der Nanga Parbat. An Symbolgehalt ist der Kailash kaum zu übertreffen. Die Nanda Devi begreift man dank dieses Buches in ihrer ganzen Schönheit. Und als noch unbewältigte Aufgabe ist die Masherbrum-Nordostwand ein Highlight. Auch weil sie eine Geschichte mit offenem Ende darstellt: eine 3500 Meter hohe Wand, die noch darauf wartet, bestiegen zu werden.

Reinhold Messner zum Buchprojekt

Was ist das Besondere an "m4 Mountains - Die vierte Dimension", was macht den Band ungewöhnlich und einzigartig?

So habe auch ich die dreizehn „Schlüsselberge“ nie gesehen. Die Bilder zeigen einzigartige Perspektiven, und dazu stellen wir ungewöhnliche Geschichten.

Hätten Ihnen diese Bilder während Ihrer aktiven Zeit als Bergsteiger geholfen und wenn ja, warum? An welchem Berg hätten Sie gerne diese Bilder zur Verfügung gehabt?

Am Nanga Parbat 1970 mit Sicherheit. Am K2 sehe ich neue Routen für die nächste Generation, und für Recherchen zur alpinen Geschichte helfen sie mir heute.

Welcher Berg aus dem Buch ist für Sie am interessantesten und warum?

Alle dreizehn Berge in dem Buch sind in Summe ein Mosaik, um schlüssig und übersichtlich das Verhältnis Mensch-Berge zu erzählen. Es gibt Millionen Berge auf der Erde, meine „Dreizehn“ in dem Buch erklären die Faszination dieser Berge.

„m4 Mountains – Die vierte Dimension“ von Stefan Dech, Reinhold Messner, Nils Sparwasser im Malik Verlag,  
ISBN: 978-3-89029-472-8, www.piper.de/verlag/malik Das Buch kostet im Buchhandel 50,00 Euro.

Mehr Informationen unter: www.mountains4.de

 

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.