Saskatchewan - Kanadas Land der Living Skies

Auf Wanderrouten durch die kanadische Provinz Saskatchewan scheinen Himmel und Erde am Horizont zu verschmelzen. Die Kultur der First Nations ist überall spürbar - (c) Jörg Berghoff

Saskatchewan mit seinen Seen, Flüssen, Parks, attraktiven Städten wie Saskatoon und der reichen Kultur der First Nations ist ein Naturparadies, das vielen Kanada-Reisenden noch beinahe unbekannt erscheint. Hier gibt es eine Menge zu entdecken, so schlängelt sich zum Beispiel der Fluss Qu´Appelle im Süden der Prärieprovinz Saskatchewan malerisch durch hügelige Täler und bildet einen auffälligen Kontrast zu den flachen Ebenen im Norden und Süden. Auf einer Länge von 430 Kilometern durchquert er über die Hälfte Saskatchewans, bevor er in der Nachbarprovinz Manitoba in den Assiniboine River mündet. Die Region ist ein ideales Revier für Wanderabenteuer und Roadtrips. Es geht vorbei an historischen Stätten, Provinzparks, Seenlandschaften, Stränden, Naturschutzgebieten und ausgedehnten Wäldern. Ein Highlight ist der Echo Valley Provincial Park mit einem drei Kilometer langen Rundweg, der Wanderer durch schattige Täler, über grasbewachsene Hangwiesen und über windumtoste Hügelkuppen führt. Ein wunderbares Panorama gibt es vom Aussichtspunkt am Aspen Campground. Wer noch mehr Lust auf Wildnis pur hat und Abenteuer jenseits der üblichen Wege sucht, sollte die Big Eddy Lodge besuchen. Die von den lokalen Cree Ureinwohnern bewirtschafteten rustikalen Hütten und Tipis am Saskatchewan River bieten einen Einblick in die Natur und Lebensweise im Norden der gleichnamigen Provinz. Im Sommer ist der Komplex auf dem Wasserweg per Kanu oder Motorboot erreichbar. Startpunkt für das Abenteuer ist die Gemeinde Cumberland House, nordöstlich von Saskatoon. Geführt wird die Lodge von der indigene Abenteurerin Michela Carrière. Mit Aski Holistic Adventures bietet sie Besuchern Kräuterwanderungen, Kanufahrten, Outdoor- und Camping-Abenteuer, Adlertouren sowie Natur-Workshops an. Carrière trägt dazu bei, dass man ganz in die Natur und Wildnis eintauchen kann und eine emotionale Verbindung zu der Gegend, ihrer Geschichte und den Menschen aufbaut.

Auch der Prince Albert National Park ist ein hervorragendes Wanderrevier. Der Mud Creek Trail am Waskesiu Lake ist ein rund drei Kilometer langer Rundweg im Nationalpark, der leicht zu begehen ist und mit den sich vom See über den Fluss bis zum Wald hin verändernden Landschaften vertraut macht. Malerisch im See liegt King Island, das man mit dem Kanu ansteuern kann. Dort zelten sollte man allerdings nicht, denn die Legenden der First Nations erzählen von bösen Geistern, die dort in der Nacht ihr Unwesen treiben. Der Biber ist hier ebenso so sehen wie Schwarzbären und Elche. Waskesiu ist ein charmanter Ort, der durch seine Weitläufigkeit trotz der zahlreichen Outdoor-Besucher nicht überfüllt erscheint. Im Nationalpark-Zentrum bekommt man Wanderkarten und wichtige Verhaltenstipps für das Abenteuer in der Wildnis.

In der Präriemetropole Saskatoon, eine lebendige Universitätsstadt, kann man eine Paddelaktivität der besonderen Art erleben: Nächtliche Glow Paddling. Die entspannte Aktivität beginnt kurz vor Sonnenuntergang auf dem South Saskatchewan River oder im Blackstrap Provincial Park südlich der Stadt. Auf Stand-up Boards, die mit bunten Unterwasserscheinwerfern ausgestattet sind, paddelt man zunächst mit einem Guide und in einer kleinen Gruppe ganz romantisch in den Sonnenuntergang. Später, mit zunehmender Dunkelheit, beginnen die Boards im tiefschwarzen Wasser zu leuchten, ein magischer Anblick. Erfahrungen im Stehpaddeln sind von Vorteil, aber kein Muss. Nicht weniger inspirierend sind die im Sommer stattfindenden Paddeltouren unterm Vollmond. Auch die Region um den Meadow Lake im Nordwesten Saskatchewans ist mit ihrer Unberührtheit kaum an Schönheit zu übertreffen: tiefe Wälder, klare Seen sowie beeindruckende Nordlichter, die nachts am Himmel tanzen. Hier, im traditionellen Gebiet der First Nations und der Métis, kann man in kulturellen Camps tief in die indigene Kultur eintauchen. Dazu gehört ein Besuch im Batoche National Heritage Park, der das Leben der Métis eindrucksvoll schildert.

Aber auch im Grasslands National Park im Südwesten Saskatchewans zeugen mehr als 12.000 historische Tipi-Ringe von der indigenen Kultur der Region. Hier begeistern vor allem aber auch die atemberaubenden Panoramen und die endlos erscheinenden Himmel mit ihren dramatischen Wolkengebilden und dem weiten Horizont. Diesen Wolkenformationen und dem spektakulärem Farbspiel am Himmel verdankt Saskatchewan seinen Beinamen „Land of living skies“. Ein faszinierendes Wander-Paradies und einer von insgesamt zwei Nationalparks in der kanadischen Provinz Saskatchewan, ein 570 Quadratkilometer großes Gebiet mit grasbewachsenen Hügeln, Flusstälern und einem endlosen Horizont. Der Park besteht aus zwei Teilen, wobei sich einige der atemberaubenden Landschaften bereits aus dem Autofenster entlang des 20 Kilometer langen Ecotour Scenic Drives erblicken lassen, sind andere nur zu Fuß zu erreichen. Im West Block führt ein kurzer steiler Weg auf den 70 Mile Butte und bietet dabei einen weiten Blick über das Frenchman River Valley. Eine Wanderung auf dem Broken Hills Trail ist ein längeres Abenteuer, das am Ende mit einem großartigen 360-Grad-Panoramablicke über den Park belohnt. Zur höchsten Erhebung führt der zerklüftete und anspruchsvolle Pfad von Otter Basin. Der East Block bietet Ausblicke, die von einer erodierten, rauen und geschichtsträchtigen Landschaft geprägt sind. Entlang des elf Kilometer langen Badlands Parkway kann man sechs verschiedene Aussichtspunkte besuchen. Um in das Herz der Badlands vorzudringen, empfiehlt sich die Wanderroute Valley of 1000 Devils, in dem man sich keineswegs fürchten muss, denn der Himmel ist hier nahezu immer greifbar. Die zahlreichen Wildtiere im West Block des Parks lassen auch die Herzen von Tierliebhabern höherschlagen. Die Kombination aus Hügeln, Felsvorsprüngen und exponierten, baumlosen Gebieten macht das Grasland zu einem idealen Ort für Tierbeobachtungen. Neben den häufig gesichteten Rehen und Antilopen (Pronghorns), leben in diesem Parkabschnitt auch die freilaufenden Präriebisons. Eine Fahrt entlang des Ecotour Scenic Drives ist eine gute Möglichkeit, sich auf die Suche nach einer Herde zu machen. An den sieben Halte- und Aussichtspunkten entlang der Straße gibt es Informationstafeln mit wissenswerten Erläuterungen zur umliegenden Prärielandschaft. Entdeckt man die Bisons nicht bereits von der Straße aus, bietet sich eine Wanderung auf dem Timbergulch Trail an. Der 15 Kilometer lange Rundweg führt durch einige ihrer bevorzugten Reviere. Man sollte jedoch nie vergessen, dass es sich bei den Bisons um wilde Tiere handelt, und zur Sicherheit aller Beteiligten einen Abstand von mindestens 100 Metern einhalten. Der West Block ist außerdem der einzige natürliche Lebensraum in Kanada für den Schwarzschwanz-Präriehund. Im gesamten Park findet man zahlreiche Kolonien dieser kleinen Nagetiere. Die Kolonien Top Dog und Larson sind über den Ecotour Scenic Drive erreichbar, andere befinden sich entlang der Wanderwege.

Einige Tierarten im Park haben ihr Zuhause in unbewohnten Erdlöchern. Wer genau hinschaut, kann vielleicht eine Klapperschlange, eine schwarze Witwe oder eine Kanincheneule entdecken. Kanincheneulen sind dämmerungsaktiv, die beste Zeit, um sie zu beobachten, ist die Abend- und Morgendämmerung. Auch Sternebeobachtungen sind im Grasslands National Park beeindruckend, denn hier befindet sich Kanadas größtes Dark Sky Preserve zum Schutz der nächtlichen Dunkelheit. Am besten beobachtet man den Sternenhimmel von der Belza Day Use Site, vom Two Trees Trail, Frenchman River Campground oder Rock Creek Campground aus. Auch die Parkplätze entlang des Badland Parkways sind hervorragend geeignet zur Sternensuche. Da das Terrain mitunter unwegsam ist, sind nächtlichen Wanderungen auf eigene Faust nicht empfehlenswert. Bei Autofahrten muss ganz besonders auf den Wildwechsel geachtet werden. Wer sich vorab gut informiert über Wanderrouten, Bedingungen und alle Sicherheitsvorkehrungen der Parkverwaltung trifft, die nötig sind, bevor er im Grasslands National Park wandert, wird Saskatchewans vielfältige Tierwelt, die einzigartige Landschaft und den endlos weiten Himmel genießen. Und vielleicht Wyatt Brown von den Whitecap First Nation treffen, der im Dakota Dunes Resort bei Saskatoon die Geschichte und Kultur seiner Community vermittelt.  

Weitere Informationen finden Sie hier
www.tourismsaskatchewan.com  und https://parks.canada.ca

Über den Autor*Innen

Jörg Berghoff

Jörg Berghoff

Jörg Berghoff, geboren in Erbach im Rheingau, studierte Kunstgeschichte und Ethnologie, ist Winzermeister und Verlagsbuchhändler. Als freier Autor und Journalist führt er seit 1998 ein Pressebüro für Tourismus, Kultur und Sport. Als Reisejournalist ist er spezialisiert auf Irland und Großbritannien sowie weitere europäische Naturreise-Destinationen.