"Schnupperzug" durch den Tauerntunnel

Im winterlichen Bad Gastein dreht sich alles um Sport, Genuss und Gesundheit

Es ruckelt und wackelt wie in einer Metrobahn. Ein langer Zug mit Waggons fährt im Schneckentempo in den Tunnel ein. Ganz vorne an der Spitze sitzt der Zugführer Andreas Ostner. Der 27-jährige Elektriker und Hauer lenkt und kontrolliert die Bahn. "An der Zugmaschine hängen 24 Waggons dran. Die Gesamtlänge beträgt 80 Meter." In den kleinen Viererabteilen sitzen die Fahrgäste in Bademäntel und mit Schlappen an den Füßen. Während viele von ihnen die Prozedur sehr wohl kennen, beobachten die anderen genau, was da vor sich geht. Denn beim ersten Mal ist es nicht ganz so geheuer, ins Dunkle zu fahren. "Immerhin geht es bis zu 2.183 Meter in den Felsen hinein", erklärt Ostner. Draußen vor den Fenstern ziehen langsam die wuchtigen Felswände vorbei und jeder spürt, dass es wärmer und wärmer wird je weiter man ins Bergesinnere der Tauernberge einfährt.

Nun könnte man annehmen, es handele sich um eine touristische Besichtigungstour. Doch bei dieser Fahrt in den Berg dreht sich alles um die Gesundheit, für die der Gasteiner Heilstollen vor 60 Jahren ausgebaut wurde. Im Inneren des Berges wirkt das Element Radon und bietet eine gute Voraussetzung zur Gesunderhaltung und Immunprophylaxe. Es hilft bei Gelenks-, Atemwegs- und Hauterkrankungen. Vor der sogenannten, ersten Schnupperfahrt kommt der medizinische Check für Herz, Kreislauf- und Blutdruck, danach steht dem 30 –minütigen Aufenthalt nichts mehr im Wege. Die Behandlung im Heilstollen ist eine Wirkstoffkombination aus milder Überwärmung und Radontherapie in alpiner Höhenlage. Lang anhaltende Schmerzlinderung und Entzündungshemmung sind wissenschaftlich nachgewiesen und locken seit Jahrzehnten internationales Publikum nach Bad Gastein.

Vor allem viele Skifahrer nutzen die heilsame Therapie und genießen jeden Donnerstag die sogenannte Ski-Relax-Einfahrt. Damit nach einem langen Tag auf der Piste die strapazierten Muskeln eine angenehme Erholung im Stollen erhalten.


Der Gasteiner Gesundbrunnen beinhaltet neben der Radontherapie im Felsen auch die heilsamen Thermalquellen, die mit 40 Grad Temperatur aus dem Gestein sprudeln und eine Vielzahl von Mineralien und Radon enthalten. Seit Jahrhunderten besteht diese Wirkungskraft und kaiserliche und königliche Besucher, Künstler, Politiker, Schriftsteller und Komponisten kamen nach Bad Gastein, um etwas für ihre Gesundheit zu tun. Ob Kaiser Franz I., Kaiserin Sissi, Fürst Bismarck, Johann Strauss oder Wilhelm von Humboldt, Gastein war das  Promi Bad schlechthin und die Behandlung mit Thermalwasser- und Heilklima gehörte einfach dazu. Verantwortlich für die Modernisierung war Kaiser Franz I. Er wollte sich im Jahre 1807 selbst davon überzeugen, wie es um die Wirksamkeit der Quellen stand. Nachdem er feststellte, wie wirtschaftlich Projekt war, erfolgte der Ausbau.


Verglichen mit diesen damaligen gesundheitlichen Aspekten hat heute das moderne Gastein eine noch viel breitere Palette an Sport-, Genuss-, und Spaßfaktoren zu bieten. Ganz besonders Wintersportler kommen voll auf ihre Kosten. Mit sechs modernen Bergbahnen geht es bequem hoch hinauf. Bis 3000 Meter surren die Gondeln nach oben. Auf über 200 Kilometer Skiabfahrten können sich die Skifahrer tummeln. Von der Aussichtsplattform des Stubnerkogls zum Beispiel überrascht ein grandioser Panoramablick. Sogar Österreichs höchster Gipfel, der Großglockner, grüßt von der Ferne. Und wer gerne mal etwas  Höhenkribbel verspüren möchte, der wagt sich auf die stahlseilgesicherte Hängebrücke, die über Eis und Schnee in luftiger Höhe schwebt.


Familientrip mit Lamas

In der Ebene können die Langläufer ihre Runden in der Loipe ziehen oder mit Schneeschuhen und einem Nationalparkranger durch die Winterlandschaft stapfen. Wem es Spaß macht, mit dem Rodelschlitten ins Tal zu sausen oder sich auf dem Eislaufplatz zu tummeln - das winterliche Gastein ist für alles vorbereitet. Auch Naturfreaks kommen auf ihre Kosten. "Zirbenzauber" nennt sich eine Schneeschuhwanderung, die im Bereich der Bergstation des Graukogels von Bergführern begleitet wird. Dabei geht es durch eine unberührte, romantische Winterlandschaft, in der uralte, 400 Jahre alte Zirben stehen. Wer sich gerne von zwei PS kutschieren lassen möchte, kann im Nationalpark Hohe Tauern, eine wildromantische Schlittenfahrt erleben. Im Trab und Galopp geht es durch das Kötschachtal.

Auf einer geführten Skisafari erkundet man das weitläufige Skigebiet des Gasteinertals mit einem Skiführer. Statt vieler Pistenkilometer lernt man auf beschauliche Art und Weise die Gebirgslandschaft und die urigsten Hütten des Tales kennen.

Ein echter Familientrip hingegen ist eine Lama-Trekkingtour inmitten der idyllischen Berglandschaft Gasteins. Nach einer kurzen Einführung, wie mit den Lasttieren umzugehen ist, führt der Guide durch die tief verschneite Winterlandschaft.


Einkehrschwung für Genießer

Dass es die berühmte kulinarische Haubenauszeichnung nur im Tal geben soll, dagegen haben sich namhafte Köche und Wirte  gewehrt und so entstanden die "Gasteiner Skihauben". Neben der obligatorischen Linsensuppe, Schnitzel oder Leberkäse mit Kartoffelsalat, servieren nun die alpinen Wirte mit großem Erfolg feine, bodenständige Schmankerlkost auf hohem Niveau. Spitzenköche wie Eckart Witzigmann haben sich dazu  leckere Rezepte einfallen lassen, die auch im rustikalen Hüttenambiente munden. Die für die Wintersaison kreierten Gerichte stehen dann tagtäglich auf den Speisekarten der ausgewählten Gasteiner Skihütten. Die Wintergäste haben somit die Möglichkeit, während einer Skiwoche jeden Tag ein neues Schmankerlgericht von den Gourmetköchen zu genießen. Auf der Weitblick Hütte gibt es zum Beispiel warmen Gletscherkuchenauflauf mit Apfelkompott á la Witzigmann. Auf den Jungerstuben 1634 Meter hoch, serviert der charmante Kellner Rupert Stadler in dieser Saison ein Räucherfischgröstl, das vom Haubenkoch Andreas Kaiblinger stammt. Und auf der Abfahrt vom Stubnerkogel liegt einer der ältesten Skihütten in Europa die "Bellevue Alm". Beim Einkehrschwung macht man es sich entweder in der Kaminstube oder auf der Sonnenterrasse gemütlich. Der Wirt Hans Buchner serviert gerne das aktuelle Haubengericht "Obauerwürstl" mit Mostkraut und Ganslknödel und stellt dann anschließend die Frage: "Habt ihr schon meinen Kaiserschmarrn probiert?" In jedem Fall ist ein klares "Nein" die richtige Antwort. Da hier der Wirt noch persönlich kocht, kann man etwas über die Schulter schauen, wie geschickt er die Eierspeise zubereitet. Nach gut 20 Minuten steht dann eine dampfende, gusseiserne Pfanne auf dem Tisch. Mit der Garnitur Schlagobers und frischen Erdbeeren schmeckt der Schmarrn besonders gut.

Von der Piste geht es dann noch in das wohlig, warme Thermalwasser  der Alpentherme. Auf 32.000 Quadratmetern Badeareal, umgeben von einem unvergleichlichen Panoramablick auf die Gletscherwelt des Nationalparks Hohe Tauern kann man dann den Wintertag mit Wellnes und Entspannung ausklingen lassen, während die letzten Sonnenstrahlen sich hinter den Berggipfel zurückziehen und das warme Licht der Saunawelten zu leuchten beginnen.

Informationen:

Gastein Tourismus: www.gastein.com
Gasteiner Heilstollen: www.gasteiner-heilstollen.com

Alpentherme Gastein: www.alpentherme.com

Text: Eva-Maria Mayring   Photos: Eva-Maria Mayring und TVB Gastein

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