Veronas bergiges Hinterland: Mühlen, Wasserfälle und aromatischer Käse

Veronas bergiges Hinterland: Mühlen, Wasserfälle und aromatischer Käse - (c) Gabi Vögele

Nicht weit entfernt von den beliebten und entsprechend frequentierten Touristenzentren Gardasee und Verona finden Liebhaber von Ruhe und Natur eine überraschend ursprüngliche, idyllische Gegend. Im bergigen Hinterland Veronas geht es noch beschaulich, ländlich zu. Im Naturpark Lessinia in den venezianische Voralpen erstrecken sich grüne Almen bis auf knapp unter 2.000 Meter Höhe. Hier weiden im Sommer rund 10.000 Kühe, der zweitgrößte Viehbestand in ganz Italien. Die Transhumanz, der Auftrieb des Viehs von den Ställen im Tal auf die Weiden im Frühsommer, ist hier noch immer eine lebendige Tradition. Auf den Almhütten, die aus den groben Steinen der Berge von Lessinia errichtet  sind, wurde traditionell der typische Monte Veronese-Käse hergestellt. Heute passiert das zwar eher in größeren Käsereien, aber die ursprüngliche Landschaft ist in dem Nationalpark bis heute erhalten geblieben und lädt zu ausgedehnten Wanderungen ein.

Im Tal der Mühlen und Wasserfälle
Macht man sich von Verona aus auf in Richtung dieses Naturidylls, führt der Weg zunächst in das kleine Dorf Molina. Die Häuser, wie die Almhütten errichtet aus den Steinen der Berge von Lessinia, schmiegen sich auf 750 Metern Höhe an die grünen Hänge. Seinen Namen verdankt der Ort den zahlreichen Wassermühlen, die seit dem Mittelalter im gesamten Tal betrieben wurden und vielfältige Aufgaben erfüllten: Sie wurden zum Mahlen von Getreide, zum Schmieden von Eisen, zum Pressen von Walnüssen für Lampenöl, zum Walken von Wolle oder zur Verarbeitung von Holz im Sägewerk genutzt.

Zwei der alten Mühlen, die Molin de Lorenzo und die Molin dei Veraghi, sind noch in Betrieb und können besichtigt werden. Große, vom Wasser angetriebene Mühlräder aus Holz, Mahlsteine aus grobem Stein, auf denen Mais zu Polenta zerrieben wird – das alte Handwerk lässt sich hier eindrucksvoll miterleben. In der Molin dei Veraghi kann man in dem liebevoll restaurierten alten Steinhaus aus dem 17. Jahrhundert sogar übernachten. Weitere Informationen finden Sie hier...

Schäfchen zählen zum besseren Einschlafen ist hier auch ganz praktisch möglich. Denn ein Verein zum Schutz des Brogna-Schafs hat es sich in Molina zur Aufgabe gemacht, diese einheimische Rasse auf den Weiden von Lessinia zu erhalten. Auf den grünen Hängen neben der alten Mühle grasen deshalb, wie seit vielen Jahrhunderten, Schafe der an die Hochebenen der Lessinia angepassten Rasse. Die Wolle der Schafe färbt Cristina Ferrarini in ihrer Wollwerkstatt mit natürlichen Materialien und verkauft sie in der Bottega artigianale Lana al Pascolo in Molina.  

Die  treibende Kraft für die Mühlen von Molino, die reichen Wasservorkommen der Gegend, sorgen auch für eine weitere Attraktion des kleinen Ortes: Nur ein paar Minuten zu Fuß von dem Ort entfernt taucht man im Wasserfallpark, Parco delle Cascate, in eine zauberhafte Märchenwelt ein. Entlang verschieden langer Rundwege unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade wandert man durch üppige grüne Wälder, an sprudelnden Bächen entlang von Wasserfall zu Wasserfall. Neben den beeindruckenden Wasserfällen hat der Park auch eine Vielzahl seltener Tieren und Pflanzen aufzuweisen, von Orchideen über Garnelen bis zum Wanderfalken. Der Park ist deshalb auch Teil des EU-weiten Umweltschutz-Netzwerks „Natura 2000“ zur Erhaltung typischer Lebensräume und Arten. Info-Tafeln entlang der Wege informieren über Pflanzen und Tiere, die Entstehung der Wasserfälle und die Geschichte der Steinzeithöhlen im Tal. Weitere Informationen finden Sie hier…

Monte Veronese-Käse von den Weiden des Naturparks
Will man die typische Spezialität des Naturparks Lessinia kosten, den Monte Veronese-Käse, fährt man am besten weiter in den Ort Velo Veronese, eines der kleinen Bergdörfer in dem Naturpark. Auf etwa 1.100 Metern Höhe gelegen ist der Ort ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen im Naturpark. Eine beliebte Tour etwa führt zum Rifugio Lausen, einer auf 1.220 Metern Höhe gelegenen Berghütte mit weitem Panoramablick. Ein guter Ausgangspunkt für solche Wanderungen ist die Locanda Viaverde im gleichnamigen Ortsteil von Velo Veronese. In ihrem alten Bauernhaus hat die Familie Albi, die seit Generationen Monte Veronese-Käse herstellt, ein Gasthaus mit Restaurant, Gästezimmern und sogar einem kleinen Wellness-Bereich eingerichtet. Hier ist man inmitten der Natur und direkt an der Quelle des typischen Bergkäses. Denn zum Betrieb der Familie gehört bis heute auch eine Käserei, in der aus der Milch von den Weiden des Naturparks Lessinia der Monte Veronese-Käse produziert wird. Die Kräuter und Blumen der Bergwiesen verleihen dem Käse sein besonderes Aroma, erklärt Francesco Albi. Er ist deshalb auch mit dem Herkunftssiegel DOP geschützt. Nur Käse aus der Milch von Kühen, die im Naturpark weiden, darf sich Monte Veronese nennen.

Für den Namen gibt es laut Francesco Albi zwei Erklärungen: Die erste ist naheliegend.  Der Käse kommt von den Bergen in der Region Verona, daher Monte Veronese.
Die zweite erklärt den Namen aus dem Dialekt von Lessinia: monta bedeutet melken, die Mehrzahl monte steht also für die Summe der beiden Melkungen morgens und abends, die in dem Käse gemeinsam verarbeitet werden.

Was auch immer stimmt – probieren sollte man die Spezialität auf jeden Fall. In der Locanda Viaverde machen sie daraus zum Beispiel die typischen „Gnocchi Sbatui de Malga“, serviert mit viel flüssiger Almbutter. Ein deftiges Gericht, genau richtig nach einer langen Wanderung.  Weitere Informationen finden Sie hier…

Weitere Informationen, Idee zu Wanderungen usw. finden Sie hier…

Über den Autor*Innen

Gabi Vögele

Gabi Vögele

Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.

Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.