Auf den Gipfel

Wanderwege Beschilderung Mittenwald

Wo beim G7-Gipfel die Staatschefs tagen, warten dann wieder attraktive Wandergipfel (on Gabi Vögele)

Saftig grüne Wiesen, dunkle Wälder, dazwischen glitzert der Walchensee smaragdgrün in der Sonne. Und am Horizont zeichnet sich mächtig das Panorama des Wettersteingebirges ab. Das ist der Blick, der die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen beim Anflug mit ihren Hubschraubern zum G7-Gipfeltreffen in Schloss Elmau Anfang Juni erwartet.

Das Luxushotel und die ganze Region darum herum sind dann eine einzige Hochsicherheitszone. Selbst die Schafherden, die sonst auf den buckligen Wiesen rund um Elmau grasen, werden ausgesperrt. Angst vor Gipfelstürmern!

Die kommen aber wieder so richtig auf ihre Kosten, wenn der Politikertross abgereist ist und die Region zu Füßen der Zugspitze wieder frei zugänglich ist für alle. Denn rund um Deutschlands höchsten Berg finden Wanderer unzählige attraktive Touren, von der anspruchsvollen Gipfelkletterei ganz hoch auf die Zugspitze bis zur gemütlichen Seen-Rundwanderung. Durch die Zugspitz-Region zieht sich ein gigantisches, über 1200 Kilometer langes Wegenetz.

Königsklasse sind natürlich die Touren auf die Zugspitze. Um das bekannte goldene Gipfelkreuz aus eigener Kraft zu erreichen, sollte man aber schon sehr fit und geübt sein. Acht bis neun Stunden dauert die Tour durch das Höllental auf die Zugspitze. Über mehr als 2.000 Höhenmeter geht es über Klettersteigpassagen, Geröllfelder und den Höllental-Gletscher.

Sehr viel einfacher gelangt man da vom Eibsee bei Grainau mit der Eibsee-Seilbahn hinauf auf den 2.962 Meter hohen Zugspitz-Gipfel. Die über 50 Jahre alte Gondelbahn macht die Bergfahrt mit ihrem 60er Jahre Design auch zu einer kleinen Zeitreise. Dieses nostalgische Gefühl kann man allerdings nur noch begrenzte Zeit genießen. Ein Neubau ist geplant, bis 2017 soll die moderne Kabinenbahn fertig sein.

Oben auf der Zugspitze taucht man dann auch gleich in eine andere Klimazone ein. Hat unten noch der Eibsee verlockende Abkühlung im Sonnenschein versprochen, bekommt man auf dem Gipfelplateau mehr als genug davon. Eisiger Wind, aus dem Metall des Aussichts-Fernrohrs wachsen Schneekristalle. Gut beraten, wer an Handschuhe und Mütze gedacht hat und den Fernblick auf mehr als 300 Berggipfel bis nach Österreich, Italien und in die Schweiz warm eingepackt genießen kann.

Weiter unten warten dann wieder angenehmere Temperaturen und viele Touren auf kleinere Gipfel wie Kramer, Wank, Hausberg oder Kreuzeck.

Wer auf den Spuren des G7-Gipfels in Schloss Elmau wandern will, kann auch einfach dem Rundwanderweg um den Kranzberg folgen, vorbei an malerischen kleinen Seen und Almwiesen, mit großartigen Ausblicken auf Karwendel- und Wettersteingebirge.

Ein hervorragender Ausgangspunkt dafür ist Wallgau. Das 1400-Einwohner-Dorf, umrahmt von Karwendel- und Wettersteinmassiv, ist bekannt geworden als Heimat der Weltklasse-Biathletin Magdalena Neuner. Er ist aber auch ein Muster oberbayerischer Idylle. Die alten Bauernhäuser sind üppig verziert mit Lüftlmalereien. Der barocke Kirchturm reckt seine Zwiebelhaube vor dem imposanten Gebirgspanorama in den blauen Himmel. Und hier starten zahlreiche Wanderrouten.

Zum Schloss Elmau folgt man von Wallgau aus zunächst dem Isartaler Wanderweg, vorbei an Barmsee und Grubsee, bis Klais. Auf dem alten Römerweg Via Raetia wandert man weiter bis Mittenwald.

Auch hier zieren farbenfrohe Lüftlmalereien die alten Häuser, Heiligenfiguren prangen neben Szenen ausgelassenen Markttreibens. Selbst der Turm der Pfarrkirche ist hier mit großformatigen Heiligenfiguren bemalt. Und der Himmel hängt dazu sprichwörtlich voller Geigen. Denn Mittenwald hat eine große Geschichte als Geigenbauort. 1684 brachte Mathias Klotz das Handwerk aus Italien mit in seinen Heimatort nach Bayern. Der Beginn einer Jahrhunderte alten Tradition. 200 Jahre später wurde die Geigenbauschule gegründet, die noch heute Schüler aus aller Welt nach Mittenwald lockt. Auch rund ein Dutzend Geigenbaumeister sind in Mittenwald noch tätig, ihre Schilder an den Häusern weisen darauf hin. Das Geigenbaumuseum, natürlich in einem mit aufwändiger Lüftlmalerei verzierten Haus, dokumentiert diese Tradition.

Von Mittenwald führt der Weg, je nach Fitness, Zeit und Laune, entweder zu Fuß oder mit dem Sessellift der Kranzbergbahn auf den 1.391 Meter hohen Kranzberg und von dort schließlich zum „Gipfel-Ort“, Schloss Elmau. So oder so kommt man dabei an den typischen Buckelwiesen vorbei und am Ferchensee mit seinen riesigen Karpfen, das Panorama von Karwendel und Wetterstein immer wieder im Blick.

Mitten im Wald, aus einer dieser buckeligen Wiesen am Fuß des Wettersteinkamms, erhebt sich dann das Luxus-Schloss Elmau mit seinem spitzen Turm. In diesem abgeschiedenen Ambiente führen beim G7-Gipfel Angela Merkel, Barak Obama und Co. vertrauliche Gespräche. Sonst suchen in dem Fünf-Sterne-Resort Unternehmer, Manager und sonstiger Geldadel Ruhe und Entspannung. Wessen Geldbeutel da nicht mitmacht, der kann sich – zum Beispiel als Abschluss einer Wanderung – ja zumindest einen Kaffee oder Tee und ein Stück Kuchen in der „Tea Lounge“ des Hotels gönnen und dabei, tief in das schwere Ledersofa versunken, die gediegene Atmosphäre genießen – so wie Merkel, Obama und Co.

Wie die politischen Größen bei ihrem Hubschrauberanflug auf Schloss Elmau kann man sich als Besucher der Zugspitz-Region auch bei einem Rundflug mit dem Motorsegler über das Gebiet fühlen. In Ohlstadt heben die Werdenfelser Segelflieger von April bis September zu Rundflügen ab - wenn nicht gerade G7-Gipfel ist. Mit 150 Euro für einen einstündigen Rundflug ist das auf alle Fälle günstiger als eine Übernachtung in Schloss Elmau. Und aus den kleinen Maschinen bieten sich umwerfende Aussichten – auf saftig grüne Wiesen, dunkle Wälder, den smaragdgrün in der Sonne glitzernden Walchensee und das Panorama des Wettersteingebirges am Horizont.

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.