Was für ein Ausblick! Die Valluga ist mit 2.811 m Höhe der höchste Punkt im Skigebiet St. Anton. Von hier schweift der Blick über drei Länder: Österreich, Deutschland und die Schweiz. Mit den beiden kleinen Gondeln der Valluga II Bahn schwebt man in wenigen Minuten vom Vallugagrat hinauf zur Aussichtsplattform. Die steile Variantenabfahrt von hier oben ist den Profis vorbehalten und auch die dürfen sich nur in Begleitung eines einheimischen Skiguides über den steilen Nordhang ins Tal wagen. Wir haben mit Sebastian zwar einen erfahrenen Arlberger Skilehrer dabei, nehmen aber dennoch den bequemen Weg zurück zum Grat und den sicheren Pisten.
Unser Skilehrer Sebastian hat an diesem sonnigen Skitag genauso viel Spaß wie seine motivierte Gruppe. Er will uns die besten Pisten des Skigebiets zeigen und dazu gehört auch das Teilstück des legendären Skirennens “Der Weisse Rausch”, das jedes Jahr zum Saisonende stattfindet. 555 Athleten stürzen sich vom Vallugagrat in einem Massenstart eine 9 km lange unpräparierte Strecke hinab, erklärt Sebastian. Größte Herausforderung ist dabei neben den präparierten Hängen ein 150 Meter langer, steiler Gegenanstieg, an dem schon so mancher Athlet gescheitert ist. “Spätestens an der zweiten Stange müsst Ihr laufen lassen, sonst kommt ihr über den Gegenanstieg nicht rüber", erklärt er und ist schon unterwegs in Richtung Tal. Wir folgen ihm und bemühen uns, unsere Schwünge ähnlich elegant in den Schnee zu ziehen. Zum Glück müssen wir nur durch eine kleine Senke und legen den Großteil des steilen Anstiegs mit einem kleinen, steilen Schlepplift zurück. Dann geht es weiter über weite Pisten zurück in Richtung St. Anton.
Zurück im Tal führt Sebastian uns zur Rendlbahn, die auf den Berg auf der gegenüberliegenden Talseite führt. Der Rendl ist per Seilbahn und Skibrücke mit dem restlichen Skigebiet verbunden, aber immer noch ein Geheimtipp. Hier ist deutlich weniger los als an Galzig und Gampen, dabei stehen die Pisten der anderen Seite in Nichts nach. “Hier kommen die Einheimischen am liebsten her, wenn sie in Ruhe ein paar Abfahrten machen wollen”, erklärt Sebastian. Vor allem nachmittags, wenn die Westhänge des Rendls in der Sonne liegen, sind die aufgefirnten Abfahrten der pure Genuss. Es lohnt sich, mit einem Skiguide unterwegs zu sein, denn der weiß genau, wo zu welcher Tageszeit der beste Schnee zu finden ist.
Der Rendl ist auch ein Startpunkt der Skirunde “Run of Fame", auf der konditionsstarke Skifahrer das gesamte Skigebiet an einem Tag erkunden können. Auf dem Weg von St. Anton über Stuben, Zürs, Lech und Schröcken bis nach Warth und wieder zurück legt man hierbei insgesamt 85 km und 18.000 Tiefenmeter zurück und passiert die drei Pässe Arlberg-, Flexen- und Hochtannbergpass. Wer es entspannter angehen möchte, kann die Route auch aufteilen und unterbrechen - ein Ein- und Ausstieg ist an jedem Punkt im Skigebiet möglich.
St. Anton damals und heute
Die Geschichte des Skilaufs in St. Anton am Arlberg begann offiziell am 03.01.1901, als der berühmte Skiclub Arlberg gegründet wurde. Der Club wuchs rasant und hat heute über 9.000 Mitglieder aus 60 Nationen. Bald stellte man sich am Arlberg die Frage der besten Abfahrtstechnik. Der junge Arlberger Hannes Schneider probierte und entwickelte die ersten Grundzüge einer alpinen Abfahrtstechnik, bei der er in der Kurve das Gewicht verlagerte und in der Schussfahrt in die Hocke ging. Die Technik wurde so populär, dass er im Winter 1921/22 die erste Skischule gründete und schließlich sogar zum Schauspieler wurde. Durch den Spielfilm der “Weisse Rausch” wurde seine Skitechnik mit St. Anton in die Welt verbreitet und trug maßgeblich zur Popularität des Sports und der Skiregion bei.
Und auch beim Bau der Aufstiegsanlagen hatte St. Anton die Nase vorn: Bei ihrer Eröffnung 1937 war die Galzigbahn die erste touristisch genutzte Seilschwebebahn der Welt und brachte bis zu 120 Personen pro Stunde auf die Skipisten. Nach etlichen Modernisierungen fährt hier heute eine hochmoderne Kabinenbahn, die bis zu 2.200 Menschen pro Stunde auf den Berg bringen kann. Insgesamt befördern 85 moderne Gondeln und Lifte die Skifahrer zu 300 Pistenkilometern und weiteren 200 km unpräparierten Skirouten im freien Gelände.
Wer sich für die bewegte Geschichte des Orts und des Alpinen Skilaufs interessiert, dem sei ein Besuch im Stadt- und Heimatmuseum St. Anton in der historischen Villa Trier empfohlen. Hier wird die Entwicklung St. Antons und des ganzen Arlbergs lebendig gemacht. Im Restaurant der Villa kann man dazu noch vorzüglich essen.
Die Saison 2025/26: Ski-Enthusiasten können es kaum erwarten: Am 03. Dezember beginnt die Wintersaison 2025/26 in St. Anton mit einem großen Ski-Opening mit Live-Musik auf drei Bühnen, kostenlosen Materialtests und viel Partystimmung. Während der gesamten Saison, die genau 139 Tage bis 19. April 2026 dauert, finden viele weitere Events statt. Dazu gehören die wöchentliche Skishow “Schneetreiben”, der FIS Ski Europacup und das Arlberg Music Festival, bevor am vorletzten Saisontag mit dem “Weißen Rausch” die Saison wieder beendet wird.
Gut zu wissen
Anreise: Mit dem Auto erreicht man St. Anton bequem über die Schnellstraße S 16. Das Zentrum von St. Anton ist autofrei, für die PKW stehen zahlreiche Parkgaragen zur Verfügung. Sehr attraktiv ist die Anreise nach St. Anton per Zug. Die Stadt verfügt über den offiziell weltweit höchstgelegenen ICE-Bahnhof (1.304 Meter) direkt im Ortszentrum. Es gibt Direktverbindungen aus vielen deutschen Städten, wie Dortmund, Düsseldorf, Köln, Frankfurt oder Stuttgart. Viele Hotels sind fußläufig vom Bahnhof zu erreichen, außerdem bieten viele Gastwirte einen Abholservice an.
Unterbringung: Von Ferienwohnungen über einfache Pensionen bis hin zu 5*-Wellnesshotels gibt es in St. Anton und seinen Nachbargemeinden ein Angebot für jeden Geschmack und Geldbeutel. Bei der Suche hilft das Tourismusbüro unter www.stantonamarlberg.com/de/unterkuenfte
Weitere Informationen:
www.stantonamarlberg.com
www.stantonamarlberg.com/de/winter/skigebiet
www.arlbergerbergbahnen.com/de/winter/
www.skiarlberg.at/de/Ski-Arlberg/RUN-of-FAME
Über den Autor*Innen
Christine Kroll
Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.