Schafstage - Ein Film über die Bergschafe im Karwendel

Beim Almabtrieb müssen die Helfer den Schafen den Weg weisen - Schafstage - Ein Film über die Bergschafe im Karwendel - (c) Konzept+Dialog.Medien

Fast wie aus dem Reiseprospekt wirken einige der Bilder im Film “Schafstage” von Klaus-Peter Hütt. Und das passt, denn hauptberuflich ist der Iffeldorfer in der Tourismusbranche tätig. Weiße Schafe spazieren über sattgrüne Wiesen unterhalb der Felswände des Karwendelgebirges, während der Schäfer mit seinem Hund auf einer Wiese in der Sonne sitzt. Aber romantisch ist das Leben von Schäfer Peppi Hornsteiner nicht. Seit über 30 Jahren verbringt der gelernte Metzger den Sommer gemeinsam mit bis zu 400 Schafen auf den Weiden hoch über Mittenwald. Dass dabei von Mai bis September nicht nur die Sonne auf sein Gesicht scheint, versteht sich von selbst.

Die Schafe gehören nicht Schäfer Peppi, sondern den etwa 70 Haltern der Berg- und Weidegemeinschaft Mittenwald, die ihre Tiere jedes Jahr in seine Obhut geben. Schon seit Jahrhunderten werden im Sommer die Schafe in die Berge des Karwendels getrieben und die Mitglieder der Berg- und Weidegemeinschaft halten an dieser alten Tradition fest. Dabei leisten sie wichtige Arbeit für die Kulturlandschaft der Alpen, denn ohne die Beweidung durch die Schafe würden die Almwiesen schnell verbuschen und die Landschaft nachhaltig verändert werden.

Klaus-Peter Hütt hat für sein filmisches Debut während der Pandemie zwei Sommer auf den Hochweiden am Kranzberg und im Karwendel oberhalb von Mittenwald verbracht und das (Sommer-)Leben des Schäfers begleitet. Dabei ist ihm eine einfühlsame Dokumentation über die Schafzüchter in Mittenwald gelungen. Er nimmt den Zuschauer mit in die wunderschöne Landschaft des Oberen Karwendel und gibt ihm einen tiefen Einblick in das Leben der Schafzüchter. Er zeigt im Film nicht nur schöne Bergbilder, sondern lässt die Personen in kurzen Szenen immer wieder zu Wort kommen. Der Zuschauer wird in den Dialog mit den Protagonisten einbezogen.

Kaum einer der Züchter lebt von der Schafhaltung, im Alltag sind die Züchter Physiotherapeuten, Kunstschlosser, Sanitärinstallateur oder Tierarzt. Im Verlauf des Films versteht der Zuschauer, was die Menschen antreibt, an den Traditionen festzuhalten. Jeder von ihnen hat eine intensive Leidenschaft für die Tiere und seine Heimat. Und zum Glück sind es sogar die jungen Mittenwalder, die von Kindesbeinen an mit der Schafwirtschaft aufgewachsen sind und nun an den alten Bräuchen festhalten möchten.

In seinem Film nimmt Hütt den Zuschauer mit durch ein typisches Jahr der Mittenwalder Schafhalter, das einem festen, von der Natur bestimmten Rhythmus folgt. Je nach Witterungsverhältnissen bringen die Halter ihre Schafe zwischen Mitte und Ende Mai zum zentralen Schafstadel, wo die Herde jedes Jahr neu gebildet wird. Zunächst werden die Tiere auf die etwa 600 Hektar umfassenden Vorweiden an der Rehbergalm in den niederen Lagen des Kranzbergmassivs getrieben. Hier findet und bildet sich die Herde. Es gelingt dem Regisseur, den Zuschauer mitfühlen zu lassen, wie groß die Freude bei den Tieren (und Menschen) ist, nach dem langen Winter im Stall endlich wieder draußen zu sein.

Sobald es die Verhältnisse erlauben und der letzte Schnee verschwunden ist, werden die Schafe von den Vorweiden auf die Weiden im höheren Karwendel getrieben, wo sie den Rest des Sommers verbringen und die weiten Berghänge beweiden. Im September ist der Almsommer dann beendet und es geht auf dem gleichen Weg zurück ins Tal.

Durch den steten Wechsel zwischen stimmungsvollen Filmszenen am Berg und Gesprächen mit den Hauptpersonen wird der Zuschauer tief in die Handlung hineingezogen. Die Kamera ist immer mitten im Geschehen und vermittelt intensive Einblicke in die Sorgen und Freuden der Schafzüchter, ihre enge Gemeinschaft und ihre Liebe zu ihrer Heimat. Klaus-Peter Hütt hat es in seinem Film geschafft, ein realistisches Bild der Schafzüchter in Mittenwald zu zeichnen und ihren wertvollen Einsatz für die heimische Kulturlandschaft zu würdigen.

Über den Autor*Innen

Wanderfreak Autorin Christine Kroll

Christine Kroll

Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.