Wandern auf Sizilien im Parco dei Nebrodi

Parco dei Nebrodi - Das Fleisch der schwarzen Schwein der Nebrod ergeben eine wundervolle Salami - (c) Nicoletta De Rossi

 

Anfang November scheint auf Sizilien die Sonne sehr oft vom blauen Himmel. Temperaturen sogar über 20 °C sind auch im Dezember an der Küste der größten Insel Italiens und des Mittelmeeres nicht so ungewöhnlich – perfektes Klima zum Wandern auch in der kalten Saison im Mittelmeerraum. Gesagt, getan! Der Flug nach Catania ist schnell gebucht, und im Park dei Nebrodi wartet man bereits auf uns!

Der Termin mit unserem Wanderführer Gherson ist gegen 10 Uhr in Galati Mamertino. Wir haben heute die besten Voraussetzungen für eine Wanderung: wolkenlosen Himmel und Temperaturen um die 18 Grad. Unser Ziel ist ein sanfter Anstieg in den Park, um einen Überblick zu bekommen, was man sich hier alles erwandern kann! 

„Unser Klima ist immer angenehm,“ sagt uns Gherson beim Fahren Richtung Rocche del Castro, „nur im Januar und Anfang Februar kann es schneien, ansonsten wandert man hier das ganze Jahr über!“ Gut zu wissen, so haben wir ein schönes winterliches Wanderziel entdeckt! Gherson fährt flott auf einem steilen Weg bis hinauf vor einen Zaun. Da parken wir das Auto und wandern für ein paar Kilometer Richtung Berghütte „La casa del sole“. Auf 1.315 Meter Höhe ist es aber frischer, deswegen ziehen wir uns Pullover an. Ein Hirte heißt uns willkommen, und ein paar Pferde lassen sich von uns nicht stören. Gherson zeigt uns einen Königsadler, der in der Luft schwebt. Wir bewundern die Mondlandschaft aus Kalkfelsen, welche die Alm schützend umgibt.

Nach einer kurzen Pause und einer kleinen Märende brechen wir auf: Wir müssen uns beeilen, wenn wir heute noch etwas erleben möchten, denn die Sonne steht schon nicht mehr hoch am Himmel (das ist der Nachteil beim Wandern im Herbst und Winter). Wir entscheiden uns für den Wasserfall Cascata del Catafurco, aber wir verlassen die erholsame Ruhe dieser Gegend nur widerstrebend. Gherson fährt noch schneller als vorher über den steilen Weg zurück – Sorgen machen wir uns keine, weil der Experte den Naturpark wie seine Westentaschen kennt! Bald erreichen wir die Ortschaft San Basilio (die zur Gemeinde Galati Mamertino gehört) und parken am Anfang des knapp 4 km langen Wanderweges, der zum Wasserfall führt. Gherson gibt das Tempo vor. Am Ufer des Baches San Basilio hören wir das Geräusch des Wassers, das aus 20 Metern Höhe herabfällt, schon deutlich. Wir überqueren den Bach – hier sind wasserfeste Wanderschuhe notwendig - und schon stehen wir am spektakulären Wasserfall.

Mit Blick auf den Ätna

Zuhause bei Gherson erwartet uns dann eine deftige und leckere Mahlzeit mit Salami vom schwarzen Schwein der Nebrodi und mit einem typischen Käse, der dem caciocavallo ähnelt. Er hat auch ein paar Freunde eingeladen, die uns in die Geheimnisse dieser Region einführen. Sie gehören zu einer besonderen Gruppe, den Cantori von Galati Mamertino, die a cappella singen. Es geht um traditionelle und romantische Lieder, die uns berühren, obwohl wir die Wörter nicht verstehen: Sie singen mit so viel Leidenschaft und Begeisterung, dass jeder von uns Gänsehaut bekommt. Der Maestro Antonio Smiriglia gibt seinen „Jungs“ den Takt vor, und die Stille um uns wird nur von ihren magischen Stimmen unterbrochen.

Später erzählt uns Gherson, dass man nie satt wird, die Aussicht im Parco dei Nebrodi zu bewundern. Hier entdeckt man unter anderem den südlichsten Buchenwald Europas, faszinierende Mondlandschaften und auch eine unerwartet hohe Konzentration von Stechpalmen. Die bunte Pracht der Wälder schenkt dem Wanderer bezaubernde Bilder in jeder Jahreszeit. „Als Wanderfan hat man die Qual der Wahl, denn das sizilianische Berggebiet verbirgt unzählige wunderschöne Wanderwege, die zu entdecken gilt“, behauptet er. Ihm glauben wir gerne, denn das Wenige, das wir an einem Tag gesehen haben, hat uns stark motiviert, den Park wieder zu besuchen. In der Tat bietet die großartige Fläche des Parks Wanderungen in allen Schwierigkeitsgraden, daher muss man hier nicht gleich mit anspruchsvollen Wegen, wie dem Höhenweg Dorsale, anfangen, der den Park von Ost nach Westen auf etwa 70 km durchquert. Atemberaubend ist hier die Landschaft – man stößt überall auf grasende Kühe und Pferde, und nicht selten trifft man Exemplare des schwarzen Schweines der Nebrodi – und immer kann man dabei das großartige Panorama des Ätna bestaunen.

Tipp:

Für Fans der Pflanzenwelt: In der Nähe des Wasserfalles Cascata del Catafurco wächst auch die petagna gussonei, eine seltene Pflanze aus der Gattung der Doldenblütler.

Informationen

Parco dei Nebrodi
1993 gegründet, umfasst zirka 124.000 ha und 23 Gemeinden.
www.parcodeinebrodi.it - Tel.: + 39-095-697818

Wanderungen
Calogero Franchina, Gherson genannt
Tel.: +39-349-6786035 oder 340-5560398 - gherson@tiscali.it

Cooperativa Sociale Natura Amica
Tel.: + 39–328-1084602

Nebrodi&olie Viaggi e Turismo
Capo d’Orlando - Tel. + 39-0941-913224 - nebrodieolie@gmail.com

 

Über den Autor*Innen

Nicoletta De Rossi

In Venedig geboren, arbeitete sie nach ihrem Studium der Fremdsprachen als Redakteurin in Mailand. Seit 2000 lebt sie in Nürnberg, wo sie als freiberufliche Journalistin und Autorin für verschiedene italienische und deutsche Medien tätig ist. Ihre Schwerpunktthemen sind Reisen, Design/Einrichtung, Mode und Food/Gastronomie – mit Fokus auf Italien.