In den 70er- und 80er-Jahren zog die größte der zu Spanien gehörigen Kanarischen Inseln besonders sonnenhungrige Strandurlauber an. Denn das ganzjährige ozeanisch-tropische Klima von Teneriffa, der „Insel des ewigen Frühlings“, mit ihren bizarren Vulkanlandschaften und beeindruckenden schwarzen bis goldfarbenen Stränden, ist nicht nur sehr angenehm, sondern auch gesundheitsfördernd. Schon in der Zeit des antiken Griechenlands waren die Kanarischen Inseln für ihre vielfältigen Vorteile bei der Linderung bestimmter Leiden und zur Besserung einiger Krankheiten bekannt.
Die Tagestemperaturen liegen im Süden auch von September bis November noch bei durchschnittlich 26 Grad Celsius. Heißer Wüstenwind aus der Sahara („Calima“) der nur rund 250 km vor der Küste Marokkos und der Westsahara gelegenen Insel, kann die Temperaturen zwischendurch auch noch weiter nach oben treiben. Denn wie alle Kanarischen Inseln gehört Teneriffa topografisch zu Afrika. Auch im Winter ist es selten unter 15 Grad.
Die an der Südwestküste gelegenen Ferienorte Los Christianos und Playa de las Américas mit ihren zahlreichen Stränden, Wassersportangeboten, Restaurants, Geschäften, dem pulsierenden Nachtleben und Freizeitattraktionen wie dem Wasserpark Siam Park entwickelten sich zum Hotspot von Urlaubern, leider auch zu Bettenhochburgen.
Weiter nördlich davon, z.B. im Nobelort Playa del Duque, wo das anspruchsvollere Publikum residiert, befindet sich ein gepflegter heller Sandstrand; auch das ehemalige Fischerdorf La Caleta ist entlang der Promenade gut zu Fuß erreichbar.
Ruhe-, Natur- und Erholungssuchende, die lieber Urlaub abseits des Massentourismus machen, authentische Orte und beeindruckende Landschaften entdecken möchten, finden an der Nordküste, wonach sie suchen.
Thailändisches Flair und Blick auf den Teide
Der Norden ist auch Ziel unserer ersten Station und einer erlebnisreichen, wunderschönen fünftägigen Reise. Schon unser erstes Domizil, das 5-Sterne-Luxushotel Botánico – eines der Leading Hotels of the World und mehrfacher Preisträger des Traveller’s Choice Awards von Tripadvisor - übertrifft alle Erwartungen. Eingebettet in üppige tropische Gärten, direkt neben dem Botanischen Garten von Puerto de la Cruz gelegen, ist hier Wohlfühlen Programm. Von meinem Doppelzimmer Deluxe genieße ich einen beeindruckendem Blick auf den höchsten Berg Teneriffas und dritthöchsten Inselvulkan der Erde, den Pico del Teide (3718m).
Geprägt ist das Hotel und sein Interieur von seinem Gründer, dem Deutschen Wolfgang Kiessling, geb. 1937 in Gera. Auch die Vita des heute viertreichsten Bürgers der Kanarischen Inseln ist beeindruckend: Erste beruflichen Erfahrungen machte Kiessling in den USA und Kanada, bevor er die Geschäftsleitung einer Charterflug-Gesellschaft in Frankfurt übernahm, die hauptsächlich Teneriffa anflog. Sein Herz verlor er schnell an die Stadt Puerto de la Cruz im Norden Teneriffas. 1972 gründete er dort den heute weltberühmten Tierpark Loro Parque. 2008 eröffnete er den Siam Park, einen mehrfach ausgezeichneten Wasserpark im Süden.
Sein Vater überzeugte ihn damals, aus Kostengründen, besser mit Papageien anzufangen, als mit großen Tieren, die Unmengen an Futter verschlingen würden. So eröffnete Kiessling im Dezember 1972 ursprünglich nur mit 150 Papageien (Loros) den Loro Parque. Heute beheimatet der Loro Parque weiße Tiger, afrikanische Löwen, Delphine, Orcas, Gorillas, Alligatoren, Seehunde, Seelöwen, Pinguine und Affen. Außerdem gehört ein riesiges Aquarium mit einem Tunnel, von dem aus Haie und andere Fische beobachtet werden können, dazu. 1992 wurde im Park zudem das bis heute größte Thai-Dorf außerhalb Thailands eingeweiht, zu dessen Eröffnung sogar die thailändische Prinzessin Galyani Vadhana eigens nach Teneriffa anreiste. Aufgrund der Verbundenheit des Loro Parques und später auch des Siam Parks mit Thailand wurde Kiessling auf Teneriffa zum Generalkonsul des Königreichs Thailand ernannt.
Den thailändischen Einfluss und sein Flair spürt und sieht man auch in der gesamten Hotelanlage des Botánico. Mein persönliches Highlight: der Oriental Spa Garden – ein wunderschöner Rückzugsort für Entspannung, Ruhe und Wellness.
La Orotava - einer der schönsten Orte der Insel
Am Abend treffen wir unseren sympathischen Tourguide Ancor Robaina und besuchen den benachbarten Ort La Orotava – nicht nur für mich einer der schönsten Orte der Insel.
Er liegt mitten im gleichnamigen Tal und zeichnet sich durch seine perfekt erhaltenen, alten Gebäude aus, was ihm auch den Titel „Historisch-künstlerisches Ensemble“ verliehen hat. Seit der Eroberung der Insel konnte sich die Stadt ihr herrschaftliches Flair bewahren und hat ihren Charme nicht verloren.
Orotava hat sich im Frühjahr in einen blauen Blütentraum verwandelt, denn überall strahlen die blau violetten Blüten der Jacarandabäume schon von weit her. Perfekte Fotomotive im Abendlicht sind auch die vielen bunten Häuschen, hochherrschaftliche Villen und die folkloristischen Kostüme der Einheimischen, die sich bereits auf die Feierlichkeiten zum Tag der Kanaren (Día de Canarias) – ein Fest der Geschichte und des kulturellen Erbes des Archipels – vorbereiten. Dieser Feiertag würdigt die erste Sitzung des Parlaments der Kanarischen Inseln am 30. Mai 1983, ein historisches Ereignis, das einen bedeutenden Schritt in Richtung regionaler Autonomie der Inseln markierte. Seitdem hat sich dieser Tag zu einer Feier der kanarischen Geschichte und Kultur entwickelt, begleitet von Musik, traditionellen Tänzen und köstlicher einheimischer Gastronomie.
Die bunten Trachten der Kanaren sind ein Symbol des Stolzes und ihrer Identität und spielen eine wichtige Rolle sowohl bei dem Tag der Kanaren als auch anderen kanarischen Festen und der Bewahrung der hiesigen Kultur.
Die Tracht der Männer besteht in der Regel aus einer Hose, einem verzierten Hemd und einer Weste, begleitet von einem typischen Hut. Die Frauen tragen weite Röcke und bestickte Blusen, oft ergänzt durch ein Tuch, einen Hut und typischem Schmuck. Gerne lassen sich die Frauen, die sichtlich stolz ihre hübsche Kleidung tragen, auch gemeinsam mit uns fotografieren.
Die Kunst des Sand- und Blumenverlegens
La Orotava ist auch der Ort, der die Kunst des Sand- und Blumenverlegens bekannt gemacht hat. Zu Fronleichnam, welcher auf Teneriffa in zwei aufeinanderfolgenden Wochen, genau eine Woche nach dem deutschen „Fronleichnamstermin“, gefeiert wird, kann man auf der gesamten Insel Blumen- und Sandteppiche bewundern. Die Alfombristas – die Künstler, die La Orotava zu Corpus Christi so spektakulär verschönern, sind bereits fleißig dabei, den Rathausplatz in ein beeindruckendes knapp 900 Quadratmeter großes Kunstwerk aus buntem Lavasand zu verwandeln.
Den Abend lassen wir ausklingen bei einem köstlichen Abendessen mit traumhaftem Blick über den Atlantischen Ozean im Restaurant El Calderito de la Abuela, in La Cuesta de la Villa. Alle Produkte der hier servierten typisch kanarischen Küche (auch mit Spezialitäten, die es nur auf Teneriffa gibt) – vom hausgemachten Brot mit Queso Frito (Frittierter Käse) mit grünem und rotem Mojo und Palmenhonig bis zum Fisch des Tages - kommen aus der Region. Wein gibt es vom eigenen Weingut. Auch das Personal ist sehr freundlich und zuvorkommend.
Romantisches Seefahrerflair und historische Sehenswürdigkeiten
Den nächsten Tag starten wir mit einem Spaziergang durch Puerto de la Cruz. Die ersten Touristen, die auf die Kanarischen Inseln kamen, besuchten diesen Ort, in dem, trotz der Hunderttausenden von Reisenden, die er heute jedes Jahr empfängt, vielerorts noch sein Ursprung eines verschlafenen Fischerstädtchens zu spüren ist.
Kubanisches Flair mit beeindruckender Streetart empfängt den Besucher in der Calle Mequinez oder am Plaza de Benito Pérez Caldós.
Der Mittelpunkt von Puerto de la Cruz ist der Plaza del Charco. Er liegt zentral in der wunderschönen Altstadt mit der belebten Strandpromenade mit vielen Restaurants, Bars und Cafés sowie diversen Angeboten zum Shoppen von Kleidung, Accessoires und Souvenirs. Abends herrscht hier ein reges Treiben, und aus allen Himmelsrichtungen ertönt kanarische oder internationale Livemusik aus den Bars oder von den zahlreichen Straßenmusikern.
Auch der Hafenbereich birgt viele historische Sehenswürdigkeiten wie die Casa de la Aduana (das Königliche Zollhaus, was 1620 errichtet wurde und heute als Museum für spanische Kunst des 20. Jahrhunderts sowie Sitz der Touristeninformation dient) und den alten Kai mit den vorgelagerten Wellenbrechern, auf dem immer noch die Seefahrerstimmung der Vergangenheit zu spüren ist. Im Hafen finden wir aber noch andere Sehenswürdigkeiten wie den Lago Martiánez (El Lago), eine der bedeutendsten Freizeitanlagen der Insel, welche von dem Künstler, Architekten und Umweltschützer César Manrique († 1992) initiiert und gestaltet wurde. Es handelt sich um eine außergewöhnliche 100.000 m2 große Badelandschaft mit Salzwasser aus dem Meer, die auf dem vulkanischen Untergrund an der Küste gebaut wurde. Sie ist umgeben von einer üppigen Vegetation und ein idealer Ort, um sich zu erholen und in das erfrischende Meerwasser einzutauchen. Auch wir gönnen uns hier ein ausgiebiges Bad in der wunderschönen Schwimmbad-Anlage, welche alle zwei Tage mit frischem Meerwasser geflutet wird, und freie Zeit zum Fotografieren spektakulärer Postkartenmotive.
Eine typische kanarische Spezialität: runzlige Kartoffeln
Danach geht’s zum Mittagessen ins Grillrestaurant San Diego in La Orotava. Dort treffen wir auf Tatiana González, die Kommunikationskoordinatorin von Tenerife Tourism, die unser wunderbares Programm zusammengestellt hat. Auch hier erwarten uns spektakuläre Ausblicke auf das Meer und gegrillte Spezialitäten – vom Hähnchen bis zum Chistorras Entrecôte und natürlich fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte. Auf keinen Fall sollte man sich auf den Kanaren die Papas Arrugadas (runzlige Kartoffeln) mit Mojo als Appetizer entgehen lassen. Den Nachmittag lassen wir im einzigartigen Oriental Spa Garden des Hotels Botánico mit ausklingen – gönnen uns ausgiebig Wellness und Baden in einem der drei Süßwasserschwimmbäder des Hotels.
Immergrüne Dschungel- und bizarre Wüstenlandschaften
An unserem dritten Tag wollen wir die Naturschönheiten Teneriffas wie das faszinierende Anaga-Gebirge und den Teide-Nationalpark erkunden. Die Vielseitigkeit Teneriffas‘ Natur – von der immergrünen „Dschungellandschaft“ des Naturparks Parque Rural de Anaga bis hin zu den bizarren Wüstenlandschaften am Fuße des Teide, haben auch bereits Filmemacher von Blockbustern wie „Kampf der Titanen“, Planet der Affen“, „Star Wars“, „Rambo 6“ und anderen Kinofilmen als perfekte Kulisse entdeckt.
Der Parque Rural de Anaga befindet sich nur wenige Minuten von der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife entfernt. Das zum Unesco-Biosphärenreservat erklärte Anaga-Gebirge besteht aus grünen, stillen Tälern, altertümlichen Bergdörfern der präkolonialen Bevölkerung, schroffen Felsformationen und traumhaften Steilküsten. Das Gebiet beherbergt auch eine reiche Flora und Fauna mit vielen einheimischen Arten. Mit einer Fläche von fast 14.500 Hektar durchquert er einen wichtigen Teil Teneriffas und erstreckt sich über die Gemeinden La Laguna, Santa Cruz de Tenerife und Tegueste. Am Aussichtspunkt Mirador de Jardina halten wir inne, um den bezaubernden Ausblick über die Berglandschaft zu genießen, bevor wir die Universitätsstadt und den Bischofssitz San Cristóbal de La Laguna, die erste Stadt der Kanarischen Inseln, ansteuern.
Die Stadt gehört seit 1999 als „einzigartiges Beispiel einer Kolonialstadt ohne Mauern“ zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der ursprüngliche Grundriss aus dem 15. Jahrhundert, den bereits Leonardo Torriani in seiner Karte von La Laguna festhielt, ist fast vollständig erhalten geblieben. Sie diente auch als Vorbild für amerikanische Kolonialstädte wie Alt-Havanna, Lima oder Cartagena de Indias, mit denen sie eine ähnliche Ästhetik der Häuser und Straßen teilt.
Nach einem Spaziergang durch die Altstadt probieren wir in der „Cafetéria Plaza Catedral“ zum ersten Mal einen Barraquito - ein süßes Kaffeegetränk, das auf den Kanarischen Inseln sehr beliebt ist. Er wird in der Regel in Schichten serviert, die von unten nach oben aus gezuckerter Kondensmilch, Likör (Licor 43 oder Tia Maria), Espresso und aufgeschäumter Milch bestehen und mit Zimt und Zitronen- oder Limettenschale garniert wird. Sehr süß, aber köstlich!
Nach einem kurzen Abstecher in die Markthalle von La Laguna - wo eine großen Auswahl an frischem Fisch und Meeresfrüchten, Gewürzen, Obst und Gemüse, Wein, Käse und mehr angeboten wird - stärken wir uns, vor unserem Ausflug Richtung Teide-Nationalpark, bei einem üppigen Mittagessen im Restaurant El Guaydil mit traditionellen Tapas und köstlichen Dessertvariationen.
Die weltweit spektakulärsten Erscheinungsformen des Vulkanismus
Der fast 19.000 Hektar große Teide-Nationalpark, zweifellos der Ort, der Teneriffa am meisten kennzeichnet, wurde 2007 ebenfalls von der UNESCO zum Weltkulturerbe (in der Kategorie Naturerbe) erklärt. Zum einen handelt es sich um das vollständigste Beispiel einer supramediterranen Bodenvegetation, das es gibt. Zum anderen handelt es sich um eine der spektakulärsten Erscheinungsformen des Vulkanismus auf der Welt und natürlich um die herausragendste auf den Kanaren. Der Nationalpark befindet sich im Zentrum der Insel auf einer durchschnittlichen Höhe von 2.000 Metern. Hier machen wir Rast, denn der Gipfel des Teides ist mit dem Auto nicht zu erreichen. Wer trotzdem hoch hinaus möchte, kann ab der Teide-Seilbahn auf 2.356 m Höhe auch hinauffahren. Die moderne Anlage verfügt über zwei Gondeln, die die Auffahrt zur Bergstation auf 3.555 Metern Höhe in acht Minuten ermöglichen. Ein Fußweg von ungefähr 40 Minuten (mit hohem Schwierigkeitsgrad) führt von dort hinauf zum Krater.
Wie eine mystische Mondlandschaft
Doch auch unsere Tour durch das Gebiet auf rund 2.000 Metern ist bereits ein einzigartiges Erlebnis. Der aus den Wolken ragende Teide im Hintergrund unseres ersten Stopps an einem Aussichtspunkt ist absolut beeindruckend.
Am Aussichtspunkt Mirador Minas de San José am Fuße des Teide und Montaña Rajada ist die gesamte Umgebung mit feinkörnigem Bimsstein überzogen, der im Licht der Sonne in gelblichen bis grün- oder bläulichen Farben leuchten kann. Diese sogenannten Pyroklasten (Gesteinsfragmente) entstanden bei Eruptionen mit gewaltigen Gasexplosionen und wurden als Steinregen zur Erde geschleudert. Wie eine mystische Mondlandschaft bieten die weitläufigen Bimssteinfelder, mit ihren bizzaren Lavagebilden, ein faszinierendes Naturschauspiel.
Jetzt, im Frühjahr, blühen auch die roten Wildprets Natternköpfe. Die Pflanzen mit ihrer kuriosen Lanzenform können eine Höhe von bis über zwei Metern erreichen, und ihre tausenden, winzig kleinen Blüten leuchten in intensivem Rot und heben sich in besonderer Weise von der Vulkanlandschaft der Cañadas del Teide ab, dem einzigen Ort auf Teneriffa, wo dieser Strauch zu finden ist. Las Cañadas zählt zu den größten Vulkankesseln auf der Welt. Diese Landschaft mit ungefähr 17 Kilometern Durchmesser wird in südlicher Richtung von durchschnittlich 500 Meter hohen Kraterwänden begrenzt. Es wird angenommen, dass der Vulkan, der hier einst in die Höhe ragte, weitaus größer war als der Teide.
Vor der Kulisse dieses beeindruckenden Naturwunders treffen wir zwei Mitarbeiterinnen von Senda Ecoway (ein Dienstleistungsunternehmen mit besonderen Angeboten für Öko-Reisende), und nachdem wir alle im Kreis Platz genommen haben und die Augen geschlossen haben, führt uns Carla auf eine entspannende Meditationsreise.
Himmlische Aussichten
Am Abend checken wir für eine Übernachtung in unserem zweiten Domizil, dem Hotel Spa Villalba in Vilaflor - der höchstgelegenen Ortschaft der Insel - ein. Eine Villa im eleganten, typisch spanischen Stil, die auf 1.500 Metern mitten in einer Waldlandschaft liegt. Nach dem Abendessen im Hotel erwartet uns ab 22 Uhr noch eine Besonderheit: Eine Sternenbeobachtung im Hotelgarten. Ein Experte erklärt uns vorab die zusehenden Sternbilder. Doch das heutige Mondlicht reflektiert so hell, dass die Sicht eingeschränkt ist. Dafür ist der Anblick des Vollmondes durch das Teleskopfernrohr umso schöner. Mit den vielen Eindrücken dieses Tages schläft es sich himmlisch, bevor an unserem vierten Tag eine Ausflug ansteht – auf den ich mich besonders freue: Whalewatching.
Die Reise nähert sich dem Ende. Und bevor es mit dem Boot aufs Wasser geht, haben wir noch die Gelegenheit, in den natürlichen Pools des Atlantiks in Alcalá ein erfrischendes Bad zu nehmen. Alcalá ist ein kleines beschauliches Fischerdörfchen an der Westküste – zwischen den Orten San Juan und Los Gigantes gelegen - welches sich seinen ursprünglichen Charme eines verträumten Fischerdorfes bewahrt hat. Ein absolutes Muss für Fischliebhaber befindet sich oberhalb des alten Kais: Das Seafood-Restaurant Muelle Viejo – welches von außen eher unscheinbar wirkt, aber sich innen umso geschmackvoller (im doppelten Sinnen: sowohl vom Interieur, als auch von seinen Speisen) präsentiert. Der fangfrische Fisch mit Blick auf das Meer schmeckt hervorragend, aber auch die Vorspeisen- und Dessertvariationen, dazu eine feine Auswahl an kanarischen Weinen, können sich sehen und schmecken lassen. Auch das Preisleistungsverhältnis stimmt erfreulicherweise!
Walbeobachtung vor La Gomera
Mein Highlight rückt näher: Am Hafen von Puerto Colón starten wir am späten Nachmittag unsere Wal- und Delfinbeobachtung auf einem exklusiven Katamaran der Firma White Tenerife. Am verbreitetsten sind hier die sogenannten Grindwale – auch Pilotwale genannt. Sie können eine Länge von bis zu sechs Metern erreichen und sind eine Art Delfine.
Von den 26 verschiedenen, hier anzufindenden Walarten ist ein (bis zu 18 Meter langer) Pottwal jedoch nur sehr selten anzutreffen. Das heißt, dessen typische gigantische Schwanzflosse werden wir sicher nicht auftauchen sehen - was meine anfängliche Euphorie etwas abschwächt.
Laut unseres Skippers und Walexperten gibt es von den Grindwalen jedoch eine stabile Kolonie, die das ganze Jahr über zwischen dem Süden und La Gomera lebt. Denn hier, in bis zu 2.500 Metern Tiefe, befindet sich ausreichend ihrer Nahrung – die sich vorwiegend aus Kopffüßlern wie Octopussen zusammensetzt. Aus diesem Grund wurde dieses Gebiet auch von der Meeresschutzorganisation „Mission Blue“ zum „Hope Spot“ erklärt, um die natürlichen Werte dieses Meeresgebiets hervorzuheben und zu schützen.
Daher gibt es auch eine Qualitätscharta, die Touristen-Attraktionen wie Whale Watching regelt, das heißt, die Anbieter müssen einige Grundregeln einhalten, wie z. B.: Verwendung von recycelbaren Materialien für ihre Aktivitäten, möglichst geringe Beeinträchtigung bei der Annäherung an die Tiere und ein spezieller Walbeobachtungsführer, um den Touristen ein gutes Erlebnis an Bord zu garantieren und alle Tiere zu schützen.
Auch generell ist hervorzuheben, dass Teneriffa sich vorbildlich in Sachen Nachhaltigkeit engagiert. Viele Strände, wie z.B. der Playa del Duque oder der Playa Fañabe an der Costa Adeje sind mit der Blue Flag ausgezeichnet – ein Qualitätssiegel für Umweltschutz, d.h. einwandfreie Wasserqualität und strenge Richtlinien zur Abfallentsorgung sowie Besuchersicherheit.
Plötzlich taucht eine riesige schwarze Flosse auf
An Bord des Katamaran setze ich mich vorne vor das Trapez und lasse gespannt meinen Blick über das Meer schweifen. Nachdem wir uns nach rund einer Stunde La Gomera nähern, und hier bereits einige Segler und Ausflugsboote geankert haben, um nach den Meeressäugern Ausschau zu halten, auch unser Skipper jetzt wohlweislich an Bug kommt, taucht plötzlich eine riesige schwarze Flosse aus dem Meer auf. So schnell wie sie auftaucht, ist sie auch schon wieder verschwunden. Bis auch dahinter eine Flosse zu sehen ist. So bezaubernd!Während unser Boot nun leise vor sich herschaukelt, treten mehrfach, an verschiedenen Stellen und kaum sichtbar, Flossen an der Wasseroberfläche in Erscheinung, und die Wale stoßen feine Luftfontänen aus.
Zum krönenden Abschluss bekommen wir noch ein ganz besonderes Naturschauspiel zu sehen: Direkt neben unserem Boot taucht eine Grindwal-Mama mit ihrem Jungen an ihrer Seite auf. Laut juchzend (ich kann es mir nicht verkneifen), lasse ich meiner Begeisterung freien Lauf. Ich bin tief berührt von diesem so magischen Zusammentreffen von Mensch und Tier, und für mich könnte unser Meeres-Abenteuer noch Stunden so weiter gehen.
Aber es ist bereits spät, und wir müssen den Hafen und danach unser letztes Hotel, das Fünf-Sterne-Resort Tivoli La Caleta, ansteuern.
Eines der exklusivsten Reiseziele Europas
Eingebettet zwischen den Bergen und dem Atlantischen Ozean liegt das Luxushotel direkt am Meer, an einem der exklusivsten Reiseziele Europas: der Costa Adeje im Südwesten Teneriffas. Laut unserem Busfahrer „das Monaco Spaniens, nur günstiger“. Denn hier befinden sich geballt die meisten Fünf-Sterne-Anlagen und schicksten Restaurants der Insel. Das Hotel selbst beeindruckt – inspiriert durch den preisgekrönten bolivianischen Architekten Melvin Villarroel - mit einer Fülle natürlicher, aber auch moderner Details, seinen subtropischen Gärten und dem maurischen Baustil. Die warmen Erdtöne der Fassade erinnern an den typischen Architekturstil Südmarokkos.
Bei drei Restaurants mit dem gastronomischen Konzept des Starkochs Olivier da Costa hat man die Qual der Wahl zwischen kulinarischen Köstlichkeiten der internationalen oder kanarischen Küche. Mit seinen 284 Gästezimmern und Suiten herrscht hier im Hotel, auch generell im Süden, jedoch ein regeres Treiben als in unseren bisherigen Luxus-Unterkünften. Dafür kann man sich an einem der drei großzügigen Poolanlagen oder im Anantara Spa dennoch herrlich entspannen und am Abend, zum Sonnenuntergang, im Beach Club bei cooler Live Musik chillen. Ein perfekter Ausklang einer durchweg gelungenen Reise mit einzigartigen Eindrücken und Inspirationen.
Gut zu wissen
Puerto de la Cruz
www.spain.info/de/reiseziel/puerto-la-cruz/
lagomartianez.es/de/
Königliches Zollhaus
Pl. de Europa, 2, 38400 Puerto de la Cruz, Santa Cruz de Tenerife
artenerife.com/casa-de-la-aduana/
La Laguna
turismo.aytolalaguna.es/en/
spain.info/de/reiseziel/san-cristobal-laguna/
Restaurants
elcalderitodelaabuela.net/de
restaurantesandiego.es
restauranteguaydil.com
restaurante-muelleviejo.es/en/
Hotels
hotelbotanico.com/de/
hotelvillalba.com/de/
nh-hotels.com/de/hotel/tivoli-la-caleta-tenerife-resort
Services/Aktivitäten
sendaecoway.com
webtenerife.de/planen-reise/dienstleistungsunternehmen-touristen/reiseburos/senda-ecoway/
Walbeobachtung
webtenerife.de/aktivitaten/natur/walbeobachtung/
Sternenbeobachtung
webtenerife.de/aktivitaten/natur/sternbeobachtung/
La Orotava
spain.info/de/reiseziel/la-orotava/
Parque Rural de Anaga
www.webtenerife.com/que-visitar/otros-espacios-naturales/parque-rural-de-anaga/
Teide Nationalpark
webtenerife.de/besucherattraktionen/teide-nationalpark
hallokanarischeinseln.com/naturraeume/tenerife/teide-nationalpark/
Alcalá de Henares
spain.info/de/reiseziel/alcala-de-henares/
Costa de Adeje
spain.info/de/reiseziel/adeje/
Teneriffa allgemein
www.spain.info/de/region/teneriffa-insel/
Über den Autor*Innen
Anke Sieker
Seit ihrem Studienabschluss im Fach Kommunikationswissenschaften an der LMU München, arbeitete die Journalistin Anke Sieker im Bereich Unterhaltung für verschiedene TV-Produktionsfirmen sowie als Redakteurin bei diversen Printmedien – sowohl als Musik- und Kino-Ressortleitung als auch im Ressort Aktuelles & Society.
Mit ihren Reise-Reportagen verbindet die heutige freie Autorin eine besondere Leidenschaft, denn, um es mit den Worten des deutschen Lyrikers Christian Friedrich Hebbel auszudrücken: „Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens“.