Frischer Wind im Gasteinertal

Frischer Wind im Gasteinertal - (c) Gabi Vögele

Den ehemals mondänen Kurorten Bad Gastein und Bad Hofgastein haftete ja lange Zeit ein deutlich angestaubtes Image an. Die besten Zeiten schienen diese einst noblen Erholungsorte in den Bergen hinter sich zu haben. Aus dem langen Dornröschenschlaf, als viele der prunkvollen alten Hotel-Anlagen bestenfalls noch als "Lost Places" instagram-tauglich allmählich verfielen, wacht das Gasteinertal aber gerade wieder auf.

In Bad Gastein steht das historische Zentrum vor seiner Wiederbelebung. Im Sommer 2023 soll das denkmalgeschützte Ensemble aus Hotel Straubinger, Badeschloss und Alte Post nach 24 Jahren Leerstand wieder eröffnet werden. Der ehemalige Habsburger Hof in Bad Gastein öffnet als Boutique-Hotel ebenfalls wieder seine Pforten.

Und auch in Bad Hofgastein ein paar Kilometer weiter blüht neben den klassischen Kurhotels, die man rund um die Alpentherme mit ihrem wohltuenden Gasteiner Thermalwasser findet, seit kurzem eine frische, bunte Blüte, die einen leicht exotischen Hauch von Weltoffenheit in dem Kurort verströmt. Direkt am Kaiser-Franz-Platz, dem Hauptplatz im Ortszentrum, hat sich der ehemalige Salzburger Hof in das "Hotel Blü" verwandelt. Schon der leuchtend blaue Neon-Schriftzug mit dem neuen Namen an der traditionellen Fassade verrät: In den alten Mauern ist ein neuer Style eingezogen. Fröhlich, lässig, weltoffen, urban - das sind die Schlagworte, mit denen Hotelchefin Eva Eder das “Blü” beschreibt. Ihren Beruf als Juristin in Wien hat Eder an den Nagel gehängt, um in ihrer Heimat im Salzburger Land als Hotel-Chefin neu durchzustarten. Gemeinsam mit ihrer alten Schulfreundin Bibiana Weiermayer-Schmid, einer erfahrenen Hotelchefin aus Bad Hofgastein, hat sie das “Blü” zum Leben erweckt. “Die Gäste sollen hier aufblühen können”, erklärt Eder die Namenswahl. “Sie sollen hier nichts müssen, alles dürfen”: Im Spa entspannen oder in den Gasteiner Bergen ringsum aktiv sein, österreichische oder asiatische Küche im Restaurant genießen, wann immer der Appetit sich meldet, oder sich an der Bar durch die Vielzahl der von Top-Bartenderin Isabella Lombardo kreierten Drinks probieren. Und dabei die überall im Haus präsenten Kunstwerke und den kretaiven Stil-Mix auf sich wirken lassen.

Auch Kaiser Franz, dessen Büste seit 1847 direkt vor dem Hotel auf ihrem Sockel thront, habe zum Namen des Hotels seinen Teil beigetragen, erklärt Eder. Denn der Kaiser, der 1804 das Kaisertum Österreich begründete und es bis zu seinem Tod 1835 regierte,  ist auch als “Blumenkaiser” bekannt. Denn in jungen Jahren widmete sich der in Florenz aufgewachsene Habsburger dem Studium der Natur und der Gärten in und um Florenz. Das Interesse an Natur und Gartenbau behielt er auch später als Kaiser in Wien bei und steckte viel Geld in seine Gartenanlagen. “Unser Name ist natürlich auch eine Referenz an den jungen Kaiser Franz, der stets die Besonderheit der Natur zu schätzen wusste. Der die Blüten und Blumen, die Berge und Täler, die Luft und das Leben liebte”, sagt die Blü-Chefin. “Denn das tun auch wir.”

Was für Hofgastein aber noch wichtiger ist und weshalb man dem Kaiser im Zentrum ein Denkmal gesetzt hat: Als österreichischer Regent sorgte er für den Bau der Thermalwasserleitung durchs Gasteinertal bis nach Bad Hofgastein und legte so den Grundstein für den Kur-Tourismus.

Das und noch vieles mehr über die Geschichte von Hofgastein erfährt man bei einer Führung durch den Ort mit dem Historiker Horst Wierer. So erklärt Wierer an dem Wappen, das in einen großen Steinblock auf dem Platz vor der Alpentherme im Herzen von Bad Hofgastein geschlagen ist, die zwei Säulen des Wohlstands von Hofgastein. Das Wappen zeigt in der oberen Hälfte Hammer und Schlägel als Symbole des Bergbaus, in der unteren Hälfte einen Badezuber als Zeichen für den Thermalbadeort. Beides betrieben schon die Römer in der Gegend, erklärt Wierer. Sie holten Gold und Silber aus den Bergen und nutzten die heißen Quellen für ihre Bäder.

Mit der Völkerwanderung und dem Rückzug der Römer ging diese erste Blüte des Gasteinertals jedoch zu Ende und es dauerte rund tausend Jahre, bis wieder Gold aus den Bergen des Gasteinertals geholt wurde. Ab dem 15. Jahrhundert belebten Knappen, die aus Sachsen zuwanderten, den Goldbergbau wieder und machten Hofgastein damit zum "goldenen Stadtl", erzählt Wierer. Die Bürger des Ortes kamen so zu erheblichem Reichtum. Ein Zeugnis dieser goldenen Epoche ist noch das Weitmoser Schlößl, das sich der durch den Bergbau zu Reichtum gekommene Christoph Weitmoser im 16. Jahrhundert am Rand von Hofgastein errichteten ließ.

Den Zeiten des Tauerngolds kann man auch bei einer Wanderung oder einer Schneeschuhwanderung ins Angertal nachspüren. In der Knappenwelt Angertal bekommt man bei einer Führung im Knappenhaus, im Bergmeisterhaus, der Schmiede und an den alten Schmelzöfen einen Einblick in das Knappenleben im 15. und 16. Jahrhundert. Und wer sich selbst einmal als Goldwäscher versuchen will, kann das im Waldgasthof Angertal tun. In  "Angertals Goldmine" zeigt ein erfahrener Goldwaschprofi interessierten Teilnehmern regelmäßig, wie man mit einer speziellen Pfanne das begehrte Tauerngold aus dem Sand holt. Ein Spaß vor allem für Familien.

Der echte Goldrausch in Hofgastein ging allerdings zu Ende, als die streng katholischen Salzburger Bischöfe die zum Protestantismus übergetretenen Bewohner der Region aus der Gegend verjagten, erzählt Stadtführer Horst. Rund 500 Gasteiner Familien mussten ihre Heimat verlassen. Ein Gedenkstein erinnert heute an die Vertreibung. Der Exodus brachte auch den lukrativen Bergbau zum Erliegen, Hofgastein wurde zu einem armen, vergessenen Dorf.  

Erst Kaiser Franz I., dessen Büste heute vor dem Hotel "Blü" thront, verhalf dem verfallenden Dorf im 19. Jahrhundert dann zur Wiederauferstehung. Zunächst ließ er ab 1807 Bad Gastein mit seinen Thermalquellen zum Heilbad ausbauen. Das war ein so großer Erfolg, dass die Kurgäste dort bald keine freien Quartiere mehr fanden. Sie mussten ins benachbarte Hofgastein ausweichen. In einer Urkunde  vom 23. August 1828 schrieb Kaiser Franz I. deshalb fest, dass ein Teil des Thermalwassers aus der Elisabethquelle in Bad Gastein per Wasserleitung nach Hofgastein geleitet werden sollte, um dort ebenfalls einen Kurbetrieb zu etablieren. Für den Bau der rund sieben Kilometer langen Leitung wurden mehr als 2.000 Fichten- und Lärchenstämme verwendet, weiß der Historiker Wierer.  Seitdem floriert in Bad Hofgastein das Kurwesen. Neben der nach Kaiser Franz I. benannten Thermalwasserleitung und der damit gespeisten Alpentherme gibt es ein Kurhaus, den weitläufigen Alpenkurpark und zahlreiche Kurhotels mit direktem Zugang zu den Thermen.

Im Hotel Blü schreibt Hotelchefin Eva Eder diese Wellness-Tradition Hofgasteins zeitgemäß fort: Im HimmelBLÜ SPA auf dem Dach des Hotels kann man von der Sauna aus den Blick über die Berglandschaft schweifen lassen und anschließend im HimmelBLÜ Dachgarten an der frischen Luft abkühlen. Unter dem Dach, mit Blick auf die umliegenden Berge, findet sich auch der große BLÜ Yogaraum. Yogini Fia Sonora lädt dort zu täglichen Yoga-Einheiten ein, zum Start in einen aktiven Tag in den Bergen oder zum Ausgleich nach einem erlebnisreichen Tag.

Dazwischen gibt es in Bad Hofgastein für aktive und naturbegeisterte Besucher viel zu tun: Im Winter lassen sich mit Skiern oder Snowboard im Skigebiet Schlossalm-Angertal-Stubnerkogel 84 Pistenkilometer in allen Schwierigkeitsstufen abfahren. Die Skibushaltestelle liegt direkt vor dem BLÜ und bringt einen in wenigen Minuten zur Talstation der Schlossalmbahn. Ein absolutes Highlight für erfahrene Skifahrer ist die Abfahrt „Hohe Scharte Nord“ auf der Schlossalm: Sie ist mit über 10 Kilometern und einem Höhenunterschied von 1.457 Metern eine der längsten Abfahrten der Ostalpen und daher ein besonderes Skivergnügen. Freerider finden im Hochplateau von  Sportgastein auf bis zu 2.686 Metern Seehöhe schneesichere Tiefschneehänge. Und mit Langlaufskiern kann man direkt im Kurpark, also quasi vor der Haustüre des BLÜ, in unterschiedliche Langlaufloipen starten. Aber auch ohne Ski und Board wird einem in Hofgastein im Winter nicht langweilig. Über 100 Kilometer beschilderte Wanderwege führen durch die verschneite Winterlandschaft. Und mitten im Ort kann man in der Alpen Arena Eislaufen und Eisstockschießen.

Im Sommer laden die Berge rund um Hofgastein dann mit über 600 Kilometern an Wanderwegen zu gemütlichen Almwanderungen ebenso ein wie zu anspruchsvollen Gipfeltouren.  Auch als Homebase für Mountainbiker ist das BLÜ als zertifiziertes Mountainbikehotel ideal. Vom Hotel führen die Wege direkt auf abgelegene Almen oder spannende Trails. Mit Bikeverleih, einem modernen Bikeraum und einer Bikewaschanlage ist das Hotel auf Radlfreaks perfekt eingestellt.

Und nach einem erlebnisreichen Tag im Gasteinertal findet im BLÜ Restaurant dann sicher jeder etwas für seinen Geschmack. Denn auch in der Küche wird hier kosmopolitische Weltoffenheit zelebriert. Auf der Karte steht der heimische Hirschrücken einträchtig neben arabisch- israelischen Mezze,  vietnamesischer Pho-Rindersuppe und Kaiserschmarrn. Und zum Ausklang des Tages lässt man sich an der BLÜ Bar einen der kreativen Drinks schmecken, die Bartenderin Isabella Lombardo kreiert hat. Sie wurde vom Magazin "Rolling Pin" 2022 zum Bartender des Jahres gekürt. Für das BLÜ hat sie zum Beispiel die Aperitivos "Sisi – wie wir sie kennen" und "Sisi – New Generation" kreiert. Wiener Wermut bildet bei beiden die Basis. Besser kann man den Stil des BLÜ eigentlich nicht auf den Punkt bringen:  Österreichische Tradition trifft hippen Lifestyle.

Infos zum BLÜ hier...

Über den Autor*Innen

Gabi Vögele

Gabi Vögele

Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.

Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.