
Das Wandergebiet um Bad Tölz / Lenggries könnte man auch die Region rund um den Isarwinkel bezeichnen. Während Bad Tölz, wohl allen bekannt durch den Bullen von Tölz, als Tor zum Isarwinkel bezeichnet wird, ist Lenggries wohl eher als Hochburg der deutschen, alpinen Skirennläuferinnen wie Martina Ertl und Hilde Gerg bekannt.
Lenggries ist das Herz und der Hauptort des Isarwinkels und die flächenmäßig größte kreisangehörige Gemeinde Bayerns. Südlich von Lenggries liegen die Ortsteile Fall und Vorderriß und der Sylvensteinstausee. Westlich von Lenggries erreicht man das etwa 15km lange Wald- und Wiesental Jachenau. In diesem Tal liegt auch der Ort Jachenau, der mit dem Auto für den Besucher nur von Lenggries aus, zu erreichen ist. Die Zufahrt vom Walchensee ist nur Anrainern gestattet. Doch schauen wir uns die Orte im Einzelnen an.
Die Jachenau ist wohl einer der Flecken in Oberbayern, wo sich Tradition und Brauchtum am natürlichsten erhalten haben. Hier treffen sich die Burschen nach dem Sonntagsgottesdienst noch in Tracht zum Frühschoppen im Wirtshaus. Der Trachtenverein ist ganzjährig sehr aktiv und verschiedene Musikgruppen wie Musikkapelle, Jachenauer Stubenmusi, Jachenauer Hackbrettmusi, Jachenauer Harfenmusi, Schottseitnmusi und vielen mehr pflegen das musikalische und gesellige Miteinander, so dass sich auch der Besucher schnell in eine andere Welt. Die Jachenau wurde beginnend im 12. Jahrhundert gerodet und besiedelt. Der Abt Konrad vom Kloster Benediktbeuern trieb die Besiedlung voran und so wurde Jachenau als „Nazareth im Ahorngehölz“ 1192 erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Zeit wird auch eine Kirche aus Stein errichtet die etwa hundert Jahre später am 17. März 1291 durch den Bischof Wolfahrt von Augsburg als Kirche St. Nikolaus geweiht wird. Noch im selben Jahr wird, wie soll es anders sein, ein Wirtshaus gebaut und Ende des 13. Jahrhunderts sind in Urkunden des Klosters Benediktbeuern bereits 18 sogenannte „Urhöfe“ verzeichnet. Bis ins 18. Jahrhunderte entstanden 36 Höfe und 22 Sölden, die bis zur Säkularisation 1803 zum Kloster Bendiktbeuern gehörten. Im Zuge der Säkularisation begann zwischen den Jachenauer Anwesenbesitzern und der Bayerischen Staatsforstverwaltung ein Streit um die Forstrechte, der erst 1983, also fast 200 Jahre später mit einem Vergleich bis auf zwei Ausnahmen beigelegt wurde, die Bauern sind seit dem auch offiziell Eigentümer ihrer Wälder.
Ausgehend vom staatlich anerkannten Erholungsort Jachenau kann man eine Vielzahl von Wanderungen in den verschiedensten Schwierigkeiten unternehmen. Einige Wandertouren rund um die Jachenau, wie von der Jachenau ausgehend auf den Jochberg oberhalb des Walchensees, über Almen und durch Schluchten und Wald zum nahe gelegenen Wasserfall oder zu der angrenzenden 1801 m hohen Benediktenwand, werden wir auch auf unserer Karte Bad Tölz / Lenggries zeigen.
Der Hausberg von Lenggries ist das Brauneck mit einer Höhe von 1.555 m. Auf das Brauneck gelangt man bequem mit der Seilbahn oder man wandert von Lenggries ab auf verschiedenen Touren aufs Brauneck. Auch hier hat man wieder viele Touren zur Auswahl. Ob eine einfache Runde auf dem Brauneck oder eine Wanderung zur Benediktenwand, für die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraus gesetzt werden, wir stellen Euch die verschiedensten Varianten vor.
Lenggries selbst ist, wie bereits erwähnt der Hauptort des Isarwinkels. Die Ansiedlung am „langen Gries“ wurde 1220 erstmals urkundlich erwähnt. Viele Jahrhunderte stand Lenggries unter der Herrschaft der Freiherren von Hörwarth. In Lenggries wurde 1705 der erste Widerstand gegen die Österreicher organisiert. Was später zur Sendlinger Mordweihnacht führte.
Durch die Erlassung der bayerischen Gemeindeediten entwickelt sich Lenggries in den ersten beiden Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts zur eigenständigen Gemeinde. Durch den Anschluß von Lenggries ans bayerische Bahnnetz im Jahr 1924, erlangte der Fremdenverkehr für Lenggries immer mehr an Bedeutung. Heute wird diese Bahnstrecke durch die Bayerische Oberlandbahn BOB bedient. Sehenswert ist die Pfarrkirche St. Jakob, die im italienischen Barockstil 1722 erbaut wurde.
Über Lenggries und Bad Tölz führt der Weitwanderweg München-Venedig. Bad Tölz ist die Kreisstadt des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen. Besonders sehenswert ist die breite Marktstraße mit den prachtvollen Häusern der Tölzer Kaufmannsfamilien. Nach einer Wanderung lädt diese Straße zum Verweilen und Genießen ein. Und setzt man sich bei einem Eis oder einem guten Essen im Freien vor eines der Cafés oder Restaurants, fühlt man sich noch einige hundert Kilometer südlicher. Auch die Bad Tölz überragende Heilig-Kreuz-Kirche auf dem Kalvarienberg, die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt oder die Mühlfeldkirche sind sehenswert.
Bad Tölz wurde 1160 erstmals als Tolnze erwähnt. Bereits 1331 wurde Bad Tölz das Marktrecht durch Kaiser Ludwig dem Bayern verliehen. Im Jahr 1453 wurden große Teile von Bad Tölz, wie die Marktstraße, Stadtkirche und Burg, durch einen Brand vernichtet. Die Blütezeit der Stadt nach dem Wiederaufbau durch Kunsthandwerker und Flößer endet bei einer neuerlichen Verwüßtung im Jahr 1632. Durch die im Jahr 1845 entdeckten Jodquellen änderte sich die Stellung von Tölz erneut und so wurde der Stadt im Juni 1899 der Titel Bad verliehen.
Bad Tölz eignet sich als Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Wanderungen. Der Blomberg ist der Hausberg von Bad Tölz und gerade für eine Wanderung mit Kindern bietet sich dieser hervorragend, denn als Belohnung für den Aufstieg lockt die Fahrt auf dem Rückweg mit der Sommerrodelbahn.
Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.