Gaumenwanderung

Wandern und Essen liegen wohl so eng zusammen wie kaum zwei andere Freizeitaktivitäten. Der Genuss der Natur lässt sich von dem Genuss der regionalen Kulinarik kaum trennen. Eine wunderbare Idee zu diesem Thema hatten sieben Leoganger Wirte und Hoteliers mit dem Herbst Schnuraln und dabei vor allem mit einer kulinarischen Wanderung, der „Schnuralen Menüwanderung“. Und auch wenn wir uns nach der Wanderung fragen, wie der Energiehaushalt ausschaut: „Haben wir mehr Kalorien durch das tolle Essen zu uns genommen, oder mehr Kalorien durch die Höhenmeter verloren?“

Im Endeffekt spielt es keine Rolle, Wandern und Essen, beides war ein purer Genuss.  

Doch starten wir nicht mit dem Dessert, sondern wie es sich gehört mit dem Appetizer. Wir treffen uns mit unseren Wanderführern Joe Bacher und Friedrich Herbst auf der Restaurant-Terrasse des Hotels Bacher. Joe, der Hausherr heißt uns willkommen und stimmt uns auf den heutigen Tag ein:“Ich heiße Euch ganz herzlich zu unserer kulinarischen Wanderung willkommen. Friedrich Herbst und ich werden Euch heute begleiten. Zur Einstimmung hat Euch unser Küchenchef einige Pinzgauer Appetithäppchen vorbereitet. Eierschwammerlgulasch mit Serviettenknödel, Hirschrohschinken auf Grammelschmalzbrot, Ofenkartoffel mit Sauerrahmdip und Forellenkaviar und nicht zuletzt Rohmilchkäse mit Bergschnittlauch auf Sonnenblumenbrot sind, wenn Ihr so wollt, die Inhaltsangabe für die heutige Menüwanderung.“ Selten habe ich so eine geschmackvolle Inhaltsangabe genossen und auch den anderen kulinarischen Wanderfreaks sieht man die Vorfreude auf den heutigen Tag an.  

Los geht es mit der Wanderung. Vor uns liegt, die kürzeste Etappe des heutigen Tages. Nach etwa 15 Min. erwartet uns Wolfgang, der Küchenchef und Grüne Haubenkoch des Forsthofguts. Wolfgang erzählt uns einiges zu der Philosophie der grünen Haubenküche und serviert uns dazu ein Schaumsüppchen mit kleinem Törtchen vom Muskatkürbis und Crackern von Bio-Kürbiskernen. Gut gestärkt machen wir uns mit Blick auf die Leoganger Steinberge auf die nächste Etappe. Immerhin eine halbe Stunde dauert es bis wir unser nächstes Ziel die Riederalm erreichen. 

Hier ist unser Wanderführer Friedrich der Hausherr. Der dritte Gang steht ganz im Zeichen der Brennnessel. „Zum Empfang gibt es einen Brennnessel-Prosecco“, so Friedrich Herbst, „wir haben einen Brennnessel-Sirup entwickelt, der sich wunderbar mit Prosecco kombinieren lässt. Die Brennnessel ist eine wunderbare Pflanze, wie eine Frau, wenn man sie mit Hochachtung behandelt fährt sie ihre Brennhärchen ein.“ Als dritten Gang dürfen wir dann Brennnesselschlutzkrapfen auf Kohlrabischaum und Tomaten genießen. Eine wunderbare Kombination, die nach mehr schmeckt, doch stehen uns ja noch vier weitere Gänge bevor.  

Mit der Bergbahn fahren wir bis zur Mittelstation, wir verweilen kurz im Kräutergarten bevor wir uns auf den Weg zur Forsthofalm machen. Dieser Abschnitt unserer Wanderung bietet uns immer wieder neue Ausblicke auf die Leoganger Steinberge, die mächtig auf der anderen Talseite herauf ragen. Vorbei an Almkühen kommen wir zunächst zum Startplatz des Flying Fox. XXL Leogang nennt er sich und mit einer Länge von 1.600 m und einer zu erreichenden Spitzengeschwindigkeit von 130 km/h gehört er zu den längsten Stahlseilrutschen der Welt. Ich unterhalte mich schon während der Wanderung mit Joe über die Verträglichkeit von Aktivsport und alpiner Ruhe. „Ich denke wir haben in Leogang eine gute Kombination gefunden. Auf der einen Seite die Möglichkeiten für Skifahrer, Mountainbiker oder wie hier dem Flying Fox. Auf der anderen Seite die Leoganger Steinberge, die dem Wanderer die gewünschte Ruhe und das Naturerlebnis garantieren,“ so Joe, „seit Errichtung unseres Bikeparks kommen sich Wanderer und Mountainbiker kaum noch in die Quere. Und auch im Winter gibt es zwischen alpinen Skifahrern, Skitourengeher und Schneeschuhwanderern ein Neben- und Miteinander und kein Gegeneinander.“  

Wir erreichen die Forsthofalm. Auf 1.050 m liegt das erste Holzhotel im Salzburger Land. „Der bewusste Umgang mit den Lebensmitteln und Rohstoffen unserer heimischen Natur steht für unsere Familie schon seit Jahrzehnten um Mittelpunkt der Bemühungen“, erzählt uns der Chef Markus Widauer, „nicht umsonst engagiert sich mein Vater als Obmann des 'Bioparadieses Salzburger Land'. Unser Holzhotel wird sehr gut angenommen, gerade erweitert und nicht zuletzt spiegelt sich diese Konsequenz in der Küche wieder.“ Wir können uns davon bei einer selbstgemachten Kräuterlimonade und einem gebratenen Lachsforellenfilet mit Zwetschken-Eierschwammerlgröst'l überzeugen.  

Wir könnten noch länger auf der Terrasse der Forthofalm sitzen bleiben, doch schon ruft uns der Hüttwirt im Leoganger Ortsteil Hütten. Abwärts geht es durch den Wald auf einem wunderbaren Pfad, vorbei an zahlreichen Skulpturen, die uns immer wieder verweilen lassen. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir den Hüttwirt. Anja und René Pichler empfangen uns mit einem ganz besonderen Getränk, Weißbier mit Salbei und Birne. Auch wenn ich als ausgemachter Biertrinker zunächst etwas skeptisch bin, ich muss zugeben es schmeckt ausgezeichnet. Anja und René ergänzen sich wunderbar, der ruhige René ist der Zauberer
in der Küche und Anja ist die zauberhafte Gastgeberin, die ein außergewöhnliches Gasthaus ausmacht. Wir bekommen als fünften Gang ein wunderbares Biokalb mit Birne, Polenta und Steinpilzen. Unter diese haben sich zwei Handvoll Eierschwammerl gemischt, die wir unterwegs gefunden haben und von René gleich frisch verarbeitet wurden.  

Weiter geht es zum Landhotel Rupertus. Sophie Herzog führt uns zunächst durch ihren wunderschönen Garten und zeigt uns den Bio-Badeteich. Bio steht bei Familie Herzog-Blumenkamp für eine höhere Lebensqualität. Um die hohen Standards der verschiedenen Gütesiegel weiterhin zu gewährleisten, wird die Küche des Landhotels Rupertus im Herbst komplett renoviert. Damit fällt das Hotel als Station der kulinarischen Wanderung zunächst aus, bleibt aber auch in der Zukunft teilnehmender Betrieb des Leoganger Herbst Schnuraln. Wir dürfen verschiedene Käsespezialitäten wie 'Ziege in Kräuteröl', 'Gebackener Amadeus', 'Bergkäse-Apfel-Bruschetta', 'Almrose frisch „gepflügt“ ' und hausgemachtes Apfel-Chilli-Chutney genießen, bevor wir uns auf die letzten 15 Minuten der heutigen kulinarischen Wanderung begeben. 

Annelies und Toni Hörl empfangen uns zum letzten Gang im Salzburger Hof. Günter Gschier, der Chefkoch des Salzburger Hofs, setzt ebenfalls auf regionale, saisonale Produkte und verwöhnt uns mit 'Dreierlei vo da Moosbeere'. Aus der Untergattung der Heidelbeere gibt es Moosbeerdatschgal, hausgemachtes Moosbeereis und Moosbeermouse. „Wir Leoganger Wirte versuchen immer wieder neue Ideen zu entwickeln um unsere Gäste zu verwöhnen, ihnen etwas besonderes zu bieten“, erzählt uns Toni Hörl, „dabei haben wir die Idee des Herbst Schnuraln entwickelt. Jeder der sieben Wirte bringt sich mit etwas besonderem ein. Wir möchten unseren Gästen das Wandern schmackhaft machen. Denn was passt besser zusammen als Wandern und Speisen mit allen Sinnen?“

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