Zu den Berggorillas in Uganda

Zu den Berggorillas in Uganda, ein Besuch bei den größten Menschenaffen der Welt - (c) Christine Kroll

Gorillas, die größten Menschenaffen der Welt, leben ausschließlich in Afrika und werden in die Unterarten Östlicher und Westlicher Gorilla unterteilt. Eine weitere Unterart der Östlichen Gorillas ist der Berggorilla, der im Gebiet der Virunga-Vulkane im Dreiländereck von Uganda, der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda sowie im Bwindi-Nationalpark in Uganda anzutreffen ist. Auch wenn der Berggorilla die einzige Unterart ist, die sich nachweislich wieder geringfügig vermehrt hat, gibt es nur noch rund 900 Exemplare der bedrohten Spezies. Die größte Bedrohung für die Gorillas ist die Wilderei sowie die Zerstörung ihres Refugiums durch die einheimische Bevölkerung. Die Regionen rund um den Lebensraum der Gorillas sind stark besiedelt und die Bevölkerung nutzt das Land rund um den Wald traditionell für Land- und Forstwirtschaft und dringt dabei immer tiefer in die Wälder vor.

Der Bwindi Impenetrable Nationalpark
Der Bwindi-Regenwald wurde bereits 1932 als ökologische Schutzzone eingerichtet und nach mehreren Erweiterungen 1991 zum Bwindi Impenetrable Nationalpark ernannt. Mit 331 km² hat der Park etwa die Fläche des Stadtgebiets von München und ist von dichtem, im wahrsten Sinne des Wortes undurchdringlichem, Regenwald überzogen. 1994 nahm die UNESCO den Nationalpark, der mit 450 Exemplaren etwa die Hälfte der weltweiten Berggorilla-Population beheimatet, in ihre Liste der schützenswerten Weltnaturerbe auf.

Touristen tragen mit einem Besuch der Berggorillas zum Erhalt der Primaten bei. Durch den Gorilla-Tourismus gibt es für die Bevölkerung neue Einnahmequellen und sie müssen mit ihren Feldern nicht immer weiter in die geschützten Wälder vordringen. Das Team aus Guides, Spähern, Trägern und Nationalpark-Rangern besteht fast ausschließlich aus Einheimischen. Zudem findet die lokale Bevölkerung Arbeit in den vielen Lodges und sämtliche Souvenir- und Kunsthandwerksgeschäfte befinden sich in lokaler Hand.

Im Bwindi-Nationalpark gibt es 16 Gorillagruppen, die über die Jahre habituiert, also an den Kontakt zu Menschen gewöhnt wurden. Von verschiedenen Dörfern aus können diese Gruppen im Rahmen einer organisierten Tour besucht werden. Um den Artenschutz der Gorillas zu gewährleisten und die Touristen nicht zur nächsten Belastung für die Tiere zu machen, sind die Permits für die Besuche pro Dorf limitiert und der Aufenthalt bei einer Gorillagruppe auf eine Stunde pro Tag begrenzt. Damit soll sichergestellt werden, dass das Verhalten der Gorillas durch den Besuch der Menschen nicht verändert wird und sie weiterhin selbstständig und wild in den Wäldern Ugandas leben.

Das Tracking
Ein möglicher Ausgangspunkt für ein Gorilla-Tracking, also das Aufspüren der Gorillas, ist der kleine Ort Buhoma im Westen des Nationalparks. Hier gibt es fünf Gorillagruppen, die besucht werden können. Maximal acht Personen dürfen gemeinsam zu einer Gorillagruppe, so dass die Permits in Buhoma auf 40 Stück pro Tag limitiert sind. Sogenannte Tracker verbringen den ganzen Tag im Wald in der Nähe der Gorillas. Nur so ist es möglich, in etwa zu wissen, wo die Tiere sich in dem großen Areal aufhalten. Die Sichtungschancen bei einem Tracking liegen so bei über 90%, garantiert werden kann es selbstredend nicht.

Beim morgendlichen Briefing im Nationalpark Hauptquartier werden die Grundregeln des Trackings erklärt: Immer hinter dem Guide bleiben, in der Nähe der Gorillas nicht essen oder trinken, Fotos nur ohne Blitz schießen, keine lauten Geräusche oder hektischen Bewegungen machen und immer auf einen Abstand von mindestens sechs Metern zu den Tieren achten. Da die Gorillas sehr anfällig für menschliche Infekte sind, müssen wir in der Nähe der Gorillas zudem einen Mund-Nase-Schutz tragen, um die Tiere vor Corona und anderen Infektionskrankheiten zu schützen.

Während wir dem Briefing lauschen, teilen die Reiseleiter gemeinsam mit den Rangern die Gäste in fünf Gruppen ein. Manche Gorilla-Familien sind mit einer Jeepfahrt und einem kurzen Fußweg zu erreichen, für andere muss man länger durch den Wald wandern, so dass das Fitnesslevel der Reisenden durchaus eine Rolle spielt.

Ich werde der Rushegura Familie zugeteilt, der größten und am längsten habituierten Gruppe in dem Gebiet. Heute befindet sich die Gruppe mutmaßlich in einem Talkessel hinter einer Bergflanke, wir haben also eine ordentliche Wanderung vor uns. Die Gruppe besteht aus 16 Tieren. Ein “Silverback”, das dominante Männchen, führt die Gruppe an. Die restlichen Familienmitglieder sind ein paar jüngere Gorilla-Männchen, einige Weibchen, drei halbwüchsige Tiere sowie drei Babys.

Unser Guide stellt uns die Familie anhand eines Schaubilds vor, wiederholt noch einmal die wichtigsten Verhaltensregeln und dann geht es los. Wir starten direkt am Hauptquartier und steigen schon nach wenigen hundert Metern steil durch den Regenwald bergauf. Mit uns sind unser Führer sowie zwei Ranger mit Gewehren unterwegs. Im Nationalpark leben auch Elefanten, Schakale, sowie mehrere Arten Wildkatzen, denen wir besser nicht ungeschützt begegnen. Nach ungefähr eineinhalb Stunden erreichen wir einen Bergrücken, den höchsten Punkt unserer Wanderung, und wandern von hier in einen undurchdringlich bewaldeten Kessel hinein. Unser Guide nimmt mit Ruflauten Kontakt zu den Fährtenlesern auf. Die drei jungen Ugander haben sich schon vor Sonnenaufgang auf den Weg gemacht, um die Gorillas für uns aufzuspüren. Nach einer Weile hören wir eine Antwort und wissen: “Unsere” Familie ist nicht mehr weit.

Während wir bis hierhin noch auf einem schmalen Pfad unterwegs waren, schlägt unser Guide nun mit der Machete einen Weg durch das dichte Grün frei, bis ich schließlich einem Geräusch folgend nach links schaue und dem leitenden Silverback der Gruppe ins sanfte Gesicht blicke. Auch wenn wir auf die Begegnung vorbereitet waren, ist es ein unglaublicher Moment, als mich dieses riesige Tier freundlich anschaut. Kurz darauf dreht sich der Silverback weg und läuft uns voraus zum Rest seiner Familie, die im plattgedrückten Grün beieinandersitzt und frühstückt. Wir nähern uns langsam und ehrfürchtig, aber die Gorillas scheinen sich für unsere Anwesenheit gar nicht zu interessieren. Die meisten sitzen in den Büschen und ziehen immer wieder mit der Hand neue Blätter zu sich heran. Eine Mutter streichelt ihr Baby und sieht dabei unfassbar menschlich aus. Besonders viel Spaß macht es, die drei halbstarken Tiere zu beobachten: Die übermütigen Affen klettern und fallen, schlagen Purzelbäume und zeigen uns, was sie schon alles können. Immer wieder kommt Bewegung in die Gruppe und es geht ein paar Meter weiter. Unser Guide schlägt uns parallel zu der Gruppe einen Weg frei, auf dem wir der Familie langsam folgen können. Den geforderten Abstand von sechs Metern einzuhalten, ist in dem dichten Dschungel allerdings schwierig und auch die Gorillas halten sich nicht an die Regeln. Immer wieder laufen die Tiere dicht an uns vorbei, ignorieren uns dabei aber vollkommen. Wir können unser Glück kaum fassen und sind vollkommen ergriffen von diesem einmaligen Erlebnis.

Viel zu schnell kommt vom Guide die Ansage: “Last photos, our hour is almost over.” und wir müssen uns verabschieden. Als hätten es die Berggorillas gewusst, schlagen sie sich tiefer in die Büsche und kurze Zeit später stehen wir alleine inmitten des dichten Urwalds.

Eine Weile lassen wir die Eindrücke noch nachwirken, dann wandern wir aus dem Kessel hinaus zurück auf den Bergrücken, wo wir an einem Picknickplatz die Lunch-Boxen auspacken. Schließlich geht es den steilen Pfad wieder hinab zum Nationalpark-Headquarter, wo unser Gorilla-Abenteuer nach fünf Stunden endet.

Allgemeine Informationen
Schwierigkeit: Grundsätzlich kann jeder an einem Gorilla-Tracking teilnehmen. Am Tag unseres Ausflugs wurde z.B. eine Gorillagruppe am Rand einer Teeplantage aufgespürt und die Teilnehmer konnten in weniger als fünfzehn Minuten zu ihnen spazieren. Unsere Gruppe dagegen hielt sich hinter einem 600 m hohen Bergrücken auf und erforderte eine anstrengende zweistündige Wanderung. Nach Auskunft der Ranger gibt es oft eine nahe Gruppe,  garantiert werden kann es natürlich nicht. Zur Erleichterung für längere Touren gibt es vor Ort die Möglichkeit, einen lokalen Träger zu engagieren, der den Rucksack trägt und einem an schwierigen Stellen mit einer helfend Hand zur Seite steht.

Kosten: Die Kosten für das Tracking betragen derzeit in Uganda 700 USD pro Person. 75% des Betrages werden direkt dem Gorilla-Schutzprogramm zugeführt, 15% bekommt die Regierung bzw. Nationalparkbehörde und die restlichen 10% kommen der lokalen Bevölkerung zugute. Die Kosten für einen Träger liegen bei 20 USD pro Tag. Natürlich freuen sich Guides, Ranger, Fährtenleser  und Träger zusätzlich über ein Trinkgeld für ihre Dienste.

Buchung, An- und Einreise: Am besten lässt sich ein Gorilla-Tracking im Rahmen einer organisierten Rundreise durch Uganda buchen. Individuell erreicht man die Region mit kleinen lokalen Fluggesellschaften oder Linienbussen aus der ugandischen Hauptstadt Kampala oder Entebbe. Die stark limitierten Permits müssen weit im Voraus gebucht werden, um den Wunschtermin zu ergattern, sodass eine gute Planung nötig ist. Von Deutschland gibt es keine non-stop Flüge nach Uganda, es gibt aber sehr gute Umsteigeverbindungen z.B. mit Turkish Airlines, Ethiopian Airlines, Qatar Airways, Emirates oder Brussels Airlines. Für die Einreise nach Uganda brauchen deutsche Staatsbürger einen gültigen Reisepass und ein Visum, das vorab online beantragt werden muss. Zudem ist der Nachweis einer Gelbfieberimpfung Pflicht.

Über den Autor*Innen

Wanderfreak Autorin Christine Kroll

Christine Kroll

Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.