Über Jahrtausende hinweg formten Vulkane die Landschaft in der Eifel. Die einzigartige erdgeschichtliche Vergangenheit wurde der Region vor zehn Jahren durch einen Welterbetitel bestätigt: Als UNESCO Global Geopark Vulkaneifel hat man in Sachen Vulkanismus internationale geowissenschaftliche Bedeutung, die auch Gäste aus aller Welt anzieht.
Wie das erlebbar wird, kann man auf einer Reise nach Mendig, Darscheid, zum Vulkanerlebnispark Mosenberg, nach Manderscheid, Gillenfeld und Schalkenmehren erfahren. Heiße Stories und coole Maare inklusive. Warum die Region eine solch feurige und explosive Geschichte hatte und was genau bei einem Vulkanausbruch geschieht, erfährt man zunächst anschaulich im Deutschen Vulkanmuseum Lava-Dome in Mendig im Landkreis Mayen-Koblenz. Auch eine Vulkanwerkstatt gibt es dort, in der man auf spielerische Weise viel Wissenswertes über das Thema Vulkanismus lernen kann. Außerdem können Besucher in die nahegelegenen Lavakeller hinabsteigen und sehen, wo einst mühevoll Basaltlava abgebaut wurde.
Zu Dinosauriern im Lavakeller
Das Museum, das auch dank eines multimedialen und fiktiven Vulkanausbruchs ein beliebtes Reiseziel ist, feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Und in dem 30 Meter unter der Oberfläche liegenden Lavakeller erlebt man die Geschichte des Gesteinsabbaus auf imposante Art und Weise. Auch Konzerte gibt es hier unten vor spektakulärer Kulisse und mit besonderer Akustik. Doch die Lavakeller sind nicht nur Zeugnis des Gesteinabbaus. Mitte des 19. Jahrhunderts nutzten 28 Brauereien die mit rund 8 Grad Celsius stets gleichbleibende Temperatur der Keller, um ihr Bier zu lagern – bis zur Erfindung der Kühltechnik. Aber Bier aus Mendig und ein Brauhaus gibt es auch heute noch. Besonders für Familien wird an den Festwochenenden im Lava-Dome viel getan, Höhepunkt ist eine fantastische Zeitreise „Im Land der Giganten“, bei der man Riesen-Dinosaurier erleben und täuschend echte Babydinosaurier streicheln kann.
Von Vulkan-Bier bis Lava-Whisky
Dabei feiert nicht nur der Lava-Dome Jubiläum: Der Natur- und Geopark Vulkaneifel, in dem das erdgeschichtliche Erbe der Region im Mittelpunkt steht, wurde vor 25 Jahren zum Europäischen Geopark und vor zehn Jahren zum UNESCO Global Geopark ernannt. Bis zum November 2025 können sich Besucher dort jeden Sonntag einem zertifizierten Guide anschließen und bei spannenden Touren mehr über die Maare in der Vulkaneifel erfahren. „Die geheimnisvollen 13 - Zwölf Maare und ein Kratersee“ heißt die Veranstaltungsreihe, durch die man beispielsweise alles über die Entstehung der Schalkenmehrener Maare und des Windsborn-Kratersees erfährt, der einzige ständig mit Wasser gefüllte Kratersee nördlich der Alpen. Wer nach so viel Wissensdurst die Kehle anfeuchten und den Hunger stillen will, kann das in der benachbarten Vulkan Brauerei & Brennerei, die nicht nur alkoholfreie Getränke, Bier und Wein aus der Region anbietet, sondern inzwischen auch Whisky und Gin herstellt.
In den Ulmener Maar-Stollen
Eine unterirdische Verbindung zwischen zwei Eifelmaaren bietet der Ulmener Maar-Stollen an. Dieser uralte Stollen verbindet das jüngste Maar der Eifel, das Ulmener Maar, mit einem der ältesten Eifelmaare, dem Ulmener Jungferweiher. Den Maar-Stollen kann man sich als höhlenartigen Querschnitt durch einen Vulkan vorstellen. Er ist eine 126 Meter lange und zwei bis sechs Meter hohe Höhle, die man selbstständig und ohne Schutzausrüstung besuchen kann. An der engsten Stelle ist der Stollen gerade einmal 70 cm breit. Der Maar-Stollen lässt Jahrtausende der Erdgeschichte hautnah erleben: Wenn man genau hinschaut, kann man die zahlreichen, unterschiedlichen Sedimentschichten entdecken, die von der vulkanischen Vergangenheit der Region zeugen oder die glitzernden Gesteinsreste, die vom Laacher See stammen. Erdgeschichtlich betrachtet ist der Ulmener Stollen damit eine wahre Kostbarkeit. Ungefähr in der Mitte des Stollens befindet sich ein geologischer Schauraum in Form einer kleinen Kammer. Schautafeln zeigen hier, wo man besondere geologische Aufschlüsse beobachten kann. Im Mittelalter angelegt und ursprünglich als wasserwirtschaftliche Anlage zur Regulierung des Mühlenbetriebes der Ulmener Burg gedacht, dient der Maar-Stollen noch heute der Wasserführung zwischen dem Ulmener Jungferweiher und dem Ulmener Maar im Rahmen der Trinkwassergewinnung.
Wandern von Meerfeld zum Mosenberg
Im Herzen der Vulkaneifel, in der sich geologische Geschichte und landschaftliche Schönheit eindrucksvoll verbinden, führt der „VulkaMaar-Pfad“ zu einigen der spektakulärsten Naturerlebnisse der Region. Die Route wurde 2021 beim Wettbewerb „Deutschlands Schönster Wanderweg“ mit dem 1. Platz in der Kategorie Mehrtagestouren ausgezeichnet und das aus gutem Grund. Ein Höhepunkt der Tour ist das Meerfelder Maar, das mit einem Durchmesser von 1730 Metern den größten Maarkessel der Westeifel bildet. Der See erstreckt sich über eine Wasserfläche von 25 Hektar und erreicht eine Tiefe von 18 Metern. Entstanden vor etwa 29.000 Jahren durcheine gewaltige vulkanische Explosion, bietet das Maar heute eine malerische Kulisse für Naturbeobachtungen und Erholung. Ein beliebter Aussichtspunkt ist der Landesblick, von dem aus sich ein beeindruckendes Panorama über das Maar und die umliegende Landschaft eröffnet. Nur wenige Kilometer weiter liegt der Vulkanerlebnispark Mosenberg, der Besuchenden anschaulich die Entstehungsgeschichte der Vulkaneifel vermittelt. Die markante Silhouette des Mosenberg-Vulkans mit seinen vier Kratern ist bereits aus der Ferne zu erkennen. Der Park bietet geologisch Interessierten ebenso wie Laien spannende Einblicke in vulkanische Vorgänge mit Informationstafeln, begehbaren Aufschlüssen und einzigartigen Ausblicken über das Eifeler Land. Für eine kürzere, aber ebenso eindrucksvolle Wandertour empfiehlt sich hier die „HeimatSpur Kraterseen Mosenberg“, eine fünf Kilometer lange Rundwanderung, die am Windsborn Kratersee startet und über das Hinkelsmaar zum Mosenberg mit seinem Aussichtsturm führt. Anschließend geht es durch den Vulkanerlebnispark zurück zum Ausgangspunkt. Die Strecke bietet eine konzentrierte Auswahl aller geologischen Highlights der Region.
Ausflug ins Mittelalter
Nur rund zehn Kilometer entfernt liegt die Niederburg Manderscheid. Hier wird eine Zeitreise der besonderen Art möglich: Mit der „Zeitreise Niederburg“ wartet ein digitales Erlebnis auf die Gäste, das modernste Technologien nutzt, um die Vergangenheit zum Leben zu erwecken. Dank einer speziell entwickelten App kann man interaktive 360-Grad-Videos, Augmented Reality und szenische Filmsequenzen direkt auf dem Smartphone oder einem Leih-Tablet erleben. So taucht man an historischem Ort ein in die Welt des Spätmittelalters, entdeckt das Leben auf der Burg und staunt, wie die Geschichte plötzlich greifbar wird. Und die digitale Schatzsuche für Kinder verwandelt die Burg in einen Abenteuerspielplatz, während Geschichtsfans auf interaktive Entdeckungstour gehen können. Jedes Jahr Ende August erwacht die Niederburg beim traditionellen Burgenfest zum Leben. Diese Zeitreise ins Mittelalter, wenn Schwerter klappern, Hufe trappeln und Gaukler ihren Schabernack treiben, bietet einen attraktiven Kontrast zu den digitalen Angeboten.
Schwimmen in den Vulkanseen
Vor Tausenden von Jahren tobten in der Vulkaneifel gewaltige Naturkräfte. Heißes Magma traf auf Wasser, der Boden explodierte und riesige Trichter rissen die Erde auf. Heute sind diese Krater mit Wasser gefüllt und als Maare weltberühmt. Viele stehen unter strengem Naturschutz, doch in vier Maaren ist das Schwimmen erlaubt. Ein Erlebnis, das es so nur in der Eifel gibt: Eintauchen in tiefblaues, klares Wasser, umgeben von uralten Vulkankratern. Die vier Maare mit vier besonderen Naturfreibädern sind das Schalkenmehrener Maar, das größte der Dauner Maare. Das Gemündener Maar, das Kleinste mit großem Sprungturm, das Meerfelder Maar und das beeindruckende Pulvermaar, das tiefste Maar der Eifel. Mit bis zu 74 Metern Tiefe ist das Pulvermaar nicht nur der tiefste See der Eifel, sondern auch einer der schönsten. Es hat eine fast kreisrunde Form und ist von einem dichten Wald umgeben. Das Wasser ist besonders klar und bietet perfekte Bedingungen für Schnorcheln und Tauchen. Wer sich nicht ins kalte Nass traut, kann auf dem 3-Meter-Sprungturm erst einmal die Aussicht genießen oder mit einem Ruder- oder Tretboot über das Wasser gleiten.
Die Sonne im Blick
Wer sich noch immer keine Vulkaneruption vorstellen kann, sollte einen Besuch im Observatorium Hoher List einplanen und dort mit ein wenig Glück durch das Teleskop eine Sonneneruption verfolgen. Die Astronomische Vereinigung Vulkaneifel engagiert sich für den Erhalt und die Nutzung des traditionsreichen Observatoriums Hoher List. Ziel ist es, Astronomie als Wissenschaft einem breiten Publikum zugänglich zu machen von Laien bis zu Amateurastronomen. Der Verein bietet hier vielfältige Veranstaltungen, Besichtigungen, Bildungsformate und Beobachtungsmöglichkeiten an. Das Observatorium wurde in den 1950er-Jahren von der Universität Bonn gegründet und diente jahrzehntelang der Forschung und Ausbildung. Bedeutende wissenschaftliche Arbeiten zur Astrometrie und Fotometrie entstanden hier. Im Laufe der Zeit verlor das Observatorium seine einstige Bedeutung, da wissenschaftliche Beobachtungen in der Eifel immer schwieriger wurden. Zum einen hatte die Himmelshelligkeit stark zugenommen, aber auch die Wetterbedingungen und die Qualität der Instrumente waren im Vergleich zu den Beobachtungsstandorten in Chile nicht mehr konkurrenzfähig. Die Universität Bonn schloss die Sternwarte im Juni 2012. Im September 2013 wurde die gesamte Anlage des Observatoriums durch die Landesdenkmalpflege Rheinland-Pfalz unter Denkmalschutz gestellt und 2020 ging das Anwesen in den Privatbesitz von Dr. Bruno Nelles über, der 1985 am Observatorium Hoher List promovierte und noch heute sich engagiert um die Anlage kümmert. Eine Führung durch das Observatorium ist ein spannendes Erlebnis.
Entdeckung neuer Maare
Die Vulkaneifel steht nicht still, doch es kommt einer geologische Sensation gleich: Rund 30 bislang unbekannte Maare wurden in der Vulkaneifel entdeckt. In einem Forschungsprojekt des Naturparks und UNESCO Global Geoparks Vulkaneifel wurden bei einer Neukartierung rund 30 bisher unbekannte Maare im Westeifel-Vulkanfeld entdeckt. Die Forschungsergebnisse erhöhen die bisher bekannte Anzahl von 77 Vulkanen des Typs „Maar“ in der Region und liefern neue Erkenntnisse über die vulkanische Geschichte der Eifel. Die neu identifizierten Maare sind Vulkane, die durch explosive Wasserdampf-Eruptionen entstanden sind. Die meisten dieser Maar-Krater sind verlandet, beinhalten keinen See, sind durch Erosion verändert oder durch Gesteinsmassen überdeckt und daher in der Landschaft selten erkennbar. Aber sie sind da und vertiefen das Wissen über eine wahrhaft „heiße Region mit coolen Seen“.
Kurz notiert
Rheinland Pfalz Tourismus
UNESCO Global Geopark Vulkaneifel
Naturpark Vulkaneifel
Über den Autor*Innen

Jörg Berghoff
Jörg Berghoff, geboren in Erbach im Rheingau, studierte Kunstgeschichte und Ethnologie, ist Winzermeister und Verlagsbuchhändler. Als freier Autor und Journalist führt er seit 1998 ein Pressebüro für Tourismus, Kultur und Sport. Als Reisejournalist ist er spezialisiert auf Irland und Großbritannien sowie weitere europäische Naturreise-Destinationen.