Wandern zu den Wikingern in Waterford

Wandern zu den Wikingern - Die Region zwischen Kilkenny, Wexford und Waterford und gilt als das Viking Triangle, das Wikingerdreieck - (c) Jörg Berghoff

Die Region zwischen Kilkenny, Wexford und Waterford und gilt als das Viking Triangle, das Wikingerdreieck. Die Wikinger gründeten 914 in Waterford die älteste Stadt Irlands und hinterließen in dieser Region zahlreiche Spuren. Wer sich auf die Suche danach begibt, findet in den Museen der »Waterford Treasures« beeindruckende Zeugnisse der Vergangenheit. Aber auch neue Museen und attraktive Wanderwege auf den Spuren rauer Wikinger und  sanfter Heiliger lohnen den Waterford-Besuch.

Pilgern im Süden: Ein Fernwanderweg folgt über 115 Kilometer einer Pilgerroute durch die Grafschaften Tipperary und Waterford. Der St Declan´s Way führt durch die großartige Landschaft des Binnenlandes und verbindet den Süden von Tipperary mit den einstigen Wikingersiedlungen westlich von Waterford. Der Weg folgte der Route von Cashel nach Ardmore an der Küste der Keltischen See von Waterford. Schon seit dem 5. Jahrhundert, als Declan sich auf den Weg machte, um St. Patrick zu treffen, ist dieser Weg ein Pfad der Pilger. In der Stadt Waterford trifft man auf eine große Museumsvielfalt in der alten Wikingerstadt.  Sei es im »King of the Vikings Museum«, das mit Hilfe von Virtual Reality die Zeit der Besiedlung lebendig werden lässt oder im Reginald’s Tower, der erstmals von den Wikingern erbaut, von den Normannen im 12. Jahrhundert wieder aufgebaut und seitdem genutzt wurde: Überall wird lebendige Geschichte modern präsentiert. Weiter geht es im Mittelaltermuseum, das die Geschichte der Region seit dem 13. Jahrhundert beleuchtet. Und noch einen Schritt weiter geht es im Bishop’s Palace, hier wird die Geschichte des 18. Jahrhunderts lebendig. Zu den Schätzen von Waterford gehören auch das Irish Museum of Time und das Irish Wake Museum.

In Waterfords Museumskomplex Viking Triangle sorgt die weltweit erste virtuelle Reality Show über die Wikinger für Aufsehen. Waterford City war eine Wikingerhochburg. Ihr Name ist vom nordländischen Wort »Vadrafjord« abgeleitet und ihr mittelalterlicher Stadtkern ist geprägt von prächtigen Museen. 1000 Jahre Geschichte über die Auseinandersetzungen, Schlachten und die große Machtentfaltung in diesem einstigen Zentrum des Wohlstands sind darin bewahrt. Im Triangle stößt man auch auf einen originalgetreuen Nachbau eines Wikingerhauses, das zu einer neuen virtuellen Zeitreise im 3D-Format einlädt. Waterfords Museen zeigen eindrucksvoll, dass in Irland das Verhältnis zurzeit ein anderes ist und sehr relativ daherkommt. Seit Einstein wissen wir, Zeit ist relativ. Aber jeder Besucher der grünen Insel wird bestätigen: die Iren mussten das wohl schon vorher gewusst haben. In Waterford hat 2022 ein neues Museum eröffnet, das die irische Zeitgeschichte neu beleuchtet. Das »National Horological Museum« beherbergt eine der weltweit größten Uhrensammlungen. Darunter befinden sich die ältesten in Irland hergestellten Chronometer. Großväterliche Westentaschenuhren, Tischuhren und Standuhren ticken in den Zeiträumen der Ausstellung gelassen im Maß der Ewigkeit. Sie gehört zum berühmten »Waterford Medieval Museum«.
Seit dem 17. Jahrhundert schufen die Watchmaker Zeitmesser von bemerkenswerter Schönheit und technischer Raffinesse. Die Ausstellung dokumentiert das unglaubliche Wissen und Geschick der frühen Uhrmacherkunst und die Virtuosität ihres handwerklichen Geschicks. Die hiesige Sammlung ist jedoch nicht auf Irland beschränkt. Auch europäische Uhren werden in Waterford ausgestellt. Manche von ihnen datieren zurück bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, darunter Taschen- und Standuhren aus der Schweiz, England und Deutschland, aus Frankreich, Italien, Österreich und den Niederlanden. Ja sogar Japan, als der meist entlegene Herstellungsort, tickt hier mit. Ein Highlight der Sammlung ist eine in London von William Clement 1663 hergestellte Uhr, das weltweit früheste Beispiel eines innovativen Mechanismus, der für nachfolgende Generationen maßgebend wurde für eine exakte Zeitmessung. Eine besondere Abteilung der Ausstellung ist dem Wirkungsprinzip von Uhren gewidmet: »How it works« weckt das Interesse an Wissenschaft und Technik, insofern gilt für Jung und Alt in Waterford: So viel Zeit muss einfach sein.

In Irlands ältester Stadt erfahren Besucher seit 2023 alles über die Tradition der Totenwache. Der Tod gehört zum Leben und über den Umgang mit dem Lebensende geht es in Irlands erstem Museum zum Thema Totenwache. Waterford beherbergt nun auch das älteste städtische Wohnhaus Irlands dieses neue Museum, das die Bräuche, Traditionen und den Aberglauben im Zusammenhang mit dem Tod von den frühesten Zeiten bis ins 20. Jahrhundert beleuchtet. Das »Irish Wake Museum« befindet sich in einem ehemaligen Almosenhaus, das 1478 gegründet wurde. Die Bewohner bezahlten ihren Unterhalt, indem sie dreimal pro Nacht für die Seelen ihrer Gönner und die Seelen der gestorbenen Bürger von Waterford beteten. Der Tod war in Irland schon immer ein Gemeinschaftsereignis, eine Zeit der Trauer, aber auch eine Feier des Lebens. Die irische Totenwache »The Wake«, die Verabschiedung von verstorbenen Angehörigen, ist eine der bekanntesten irischen Beerdigungstraditionen. Dabei wacht man über den kürzlich Gestorbenen vom Zeitpunkt des Todes bis zur Beerdigung, erzählt Geschichten aus seinem Leben, betet und stößt mit einem oder zwei Getränken auf ihn an. Das Museum bietet den Besuchern die seltene Gelegenheit, einen der bedeutendsten Elemente der irischen Kultur im Rahmen einer Führung zu erkunden. Man gelangt zunächst in den Bereich, in dem sich einst ein Laden befand, dessen Mieteinnahmen für den Unterhalt des Almosenhauses verwendet wurden. Hier wird audiovisuell gezeigt, wie die irische Landschaft über rund 6000 Jahre hinweg vom Tod gezeichnet wurde. Im eigentlichen Almosenhaus durchläuft der Besucher sechs Räume, die ihn durch 500 Jahre irischer Todesrituale vom 15. bis zum 20. Jahrhundert führen. Jeder Raum widmet sich einem anderen Thema, und es wird eine Reihe von Gegenständen ausgestellt, die mit dem Tod in Verbindung stehen. Die Ausstellung endet mit der Aufforderung, sich an den Tod zu erinnern und sich am Leben zu erfreuen.

Nach so viel Museumsluft zieht es einen nach draußen in die Natur. Irlands historischer Osten besitzt ein weites Netz an Wanderpfaden. Die Kulisse stellt die erhabene Landschaft in Irlands historischem Osten: Außerhalb der mächtigen Mauern der alten Wikingergründung Waterford entfaltet die gleichnamige Grafschaft im Südosten der Insel ihre ganze Pracht. Eine großartige Küste, verschlungene Flussarme und majestätische Berge, an die sich pittoreske Städtchen schmiegen. Das sind die Zutaten für die »Waterford Camino Touren«. Sie bereichern Abenteuerwege mit kleinen Auszeiten, um die Wandernden zu inspirieren und zu sensibilisieren. Schließlich hat Wandern durchaus meditative Züge und ist in Irland gerade bei Frühlingsanfang und zu Ostern ein besonderes Vergnügen.  Ist es heute ein anspruchsvoller Mountain Trail, so ist es morgen eine Radtour auf dem Waterford Greenway, der stillgelegten Eisenbahntrasse entlang des sich windenden River Suir. Oder ein alter Pilgerpfad an der Küste, der mit einer Bootstour bei den Hummerfischern endet. Heutzutage sind diese Wege der Selbstfindung der Entspannung und der eigenen Achtsamkeit gewidmet, und ganz besonders trifft das auf Waterford zu.

Weitere Informationen
www.visitwaterford.com und www.waterfordtreasures.com 
 

Über den Autor*Innen

Jörg Berghoff

Jörg Berghoff

Jörg Berghoff, geboren in Erbach im Rheingau, studierte Kunstgeschichte und Ethnologie, ist Winzermeister und Verlagsbuchhändler. Als freier Autor und Journalist führt er seit 1998 ein Pressebüro für Tourismus, Kultur und Sport. Als Reisejournalist ist er spezialisiert auf Irland und Großbritannien sowie weitere europäische Naturreise-Destinationen.