Wildes Wanderparadies - Das Soca-Tal

Vom Vrsic-Pass blickt man das erste Mal hinab ins Soca-Tal - (c) Christine Kroll

Mit einer Fläche von nur 20.000 km² ist Slowenien etwa so groß wie Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalt. Auf kleinem Raum verfügt das Land über die unterschiedlichsten Landschaftsformen. So können Besucher innerhalb kürzester Zeit an der Adriaküste baden, rund um Maribor Wein genießen, in die pulsierende Hauptstadt Ljubljana eintauchen und durch eine malerische Hügellandschaft aus Wäldern und Seen streifen.  

Hauptziel für Natur- und Outdoor-Liebhaber sind die Julischen Alpen mit dem Triglav-Nationalpark und dem wilden Fluss Soca im Nordwesten des Landes. Die Julischen Alpen gehören geologisch zu den südlichen Kalkalpen und markieren die Grenze zwischen Slowenien und Italien.

Entlang der Soca, die in der Nähe des Vrsic-Passes aus einer Karstquelle entspringt, und nach etwa 140 km in den Golf von Triest mündet, gibt es für Outdoor-Enthusiasten viel zu erleben.

Über den Vrsic-Pass in Soca-Tal
Schon die Anreise von Norden über den Vrsic-Pass ist spektakulär. Der Vrsic-Pass wurde in den Jahren 1915-16 unter widrigen Bedingungen von russischen Zwangsarbeitern für Österreich-Ungarn gebaut. Eine russische Kapelle erinnert an rund 400 von ihnen, die bei einem Lawinenabgang ums Leben kamen. Von Kranjska Gora geht es über 50 Haarnadelkurven, die im nördlichen Teil der Passstraße teilweise noch aus Kopfsteinpflaster bestehen, auf den 1.611 m hohen Pass. Das Panorama von hier oben ist atemberaubend und es warten die ersten Wanderrouten. Etwas gemächlicher geht es in Richtung Süden hinab ins Soca-Tal, wobei sich zwei Stopps lohnen. In der 48. Kurve steht ein Denkmal für Julius Kugy, der als Erschließer der Julischen Alpen gilt und kurz darauf besteht in der 49. Kurve die Möglichkeit, zur Quelle der Soca zu wandern.

Im Tal liegt zwischen den Orten Trenta und Bovec das erste Highlight an der Soca. An den großen Soca-Trögen, Velika Korita auf Slowenisch, rauscht die Soca smaragdgrün durch eine 750 m lange und nur wenige Meter breite Kalkstein-Trogschlucht. An einigen Stellen ist die Schlucht bis zu 15 m tief. Das Wasser ist kristallklar. Ein schmaler Pfad führt am Rand der Schlucht entlang. Ganz Mutige springen von den Felsen in das eiskalte Wasser und lassen sich ein Stück den Fluss hinabtreiben.

Aktiv im Soca-Tal
Ein guter Standort für einen Aufenthalt im Soca-Tal ist der Ort Kobarid. Wanderer und Kletterer genießen die umliegenden Berge und das Wildwasser der unteren Soca lädt zum Rafting oder Kajakfahren ein. Kobarid ist ein hübscher Ort, in dessen Zentrum sich mediterrane und alpine Einflüsse mischen. Die Nähe zu Italien ist spürbar. Einige gute Lokale mit landestypischer Küche sorgen für das leibliche Wohl und verschiedene Hotels, Pensionen sowie ein Campingplatz bieten Platz für die Nacht.

Im Zentrum von Kobarid startet der 7 km lange Kobarid-Historical-Trail. Kobarid war im ersten Weltkrieg einer der Schauplätze der Isonzoschlachten und so führt der Weg zunächst über einen Kreuzweg hinauf zum italienischen Beinhaus, das 1938 von Mussolini eingeweiht wurde. Auf drei achteckigen Ebenen thront die St.-Anton-Kirche, die einzige Gedenkstätte für italienische gefallene Soldaten auf slowenischem Boden. Von der höchsten Ebene bietet sich ein toller Ausblick über die Stadt und das Tal. Durch den Wald führt der Weg weiter zur Anhöhe Tonocov Grad, die bereits in der Stein- und Eisenzeit besiedelt war. Auch hier reicht der Blick wieder weit ins Land und man kann sich vorstellen, warum die Siedler diesen Platz wählten. Im weiteren Verlauf passiert der Weg verfallene Unterstände und Schützengräben aus dem ersten Weltkrieg. Auf verschiedenen Tafeln wird der alte Grenz- und Frontverlauf erläutert. Über eine steile Treppe erreichen die Wanderer schließlich die Soca, die hier von einer schmalen Hängebrücke überspannt wird. Eisigblau rauscht das Flusswasser direkt unter der Brücke hindurch. Letzte Station des Rundweges ist der Wasserfall Slap Kozjak, der als einer der schönste Wasserfälle Sloweniens gilt. Über 15 m fällt sein Wasser tosend in ein tiefgrünes Becken. Über die steinerne Napoleonbrücke geht es schließlich zurück ins Zentrum von Kobarid.

Ein weiterer schöner Wanderweg führt unmittelbar entlang des Soca-Ufers. Auf dem schmalen Pfad geht es den Fluss entlang stetig bergauf und bergab. Für einen Uferweg kommen erstaunlich viele Höhenmeter zusammen. Immer wieder bieten sich von den höheren Abschnitten spektakuläre Ausblicke auf das eisblaue Wasser und die Kajakfahrer in ihren bunten Plastikbooten, die wie Spielbälle über die Stromschnellen hüpfen. An einigen Buchten kommen die Wanderer direkt an den Fluss heran und können die müden Füße im Wasser kühlen. Für den Rückweg bietet sich der berühmte Alpe-Adria-Trail an, der ein Stück parallel zur Soca verläuft.

Ein anderer Themenweg, der an die Alpenkriege erinnert, ist der Weg des Friedens. Auch er verläuft von den Alpen bis an die Adria und passiert dabei das Soca-Tal. Ein besonders schöner Abschnitt führt vom idyllischen Bergdorf Dreznica zu einer Hochalm, auf der die typischen Dreznica-Ziegen weiden. Der lokale Käse wird hier noch nach alter Tradition von Hand produziert. Die Alm ist nicht offiziell bewirtschaftet, die Bauern laden Wanderer gegen eine Spende aber gerne zu einer kühlen Limonade und einer Kostprobe ihres Käses auf der Terrasse ein.

Wer höher hinaus möchte, kann mit einer alten Seilbahn von Bovec zum Kamin-Massiv hinauffahren. In zwanzig Minuten befördert die Gondel ihre Passagiere vom saftig grünen Soca-Tal in eine weiß-graue Landschaft aus Granit und Schneefeldern. Hier und da trotzen bunte Gebirgsblumen den widrigen Bedingungen und zaubern Farbtupfer ins eintönige Grau. Von der Bergstation der Bahn führen verschiedene Wanderwege in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden über das Massiv. Die Beschilderung ist allerdings schlecht bis nicht vorhanden, so dass es sich lohnt mit einem Guide auf Tour zu gehen. Spektakuläre Aussichtspunkte über das Soca-Tal und den Triglav-Nationalpark mit dem höchsten Gipfel Sloweniens erreicht man aber auch schon mit kurzen Spaziergängen von der Bergstation der Gondel aus.

Im Süden des Soca-Tals treffen unweit des Örtchens Tolmin die Schluchten der Flüsse Tolminka und Zadlascica zusammen. Ein 2 km langer Rundweg bringt die Besucher über Brücken und Stege ganz nah an die Klammen heran und in die immer schmaler werdende Schlucht hinein. Am Ende der Schlucht entspringt eine warme Thermalquelle mit rund 19°C, während die Wassertemperatur der Tolminka nur frische 8°C hat. Ein anderes beliebtes Fotomotiv ist der “Bärenkopf” ein dicker Felsbrocken, der zwischen den schmalen Wänden der Schlucht eingekeilt ist. Der Rückweg führt über die Teufelsbrücke, von wo die Wanderer die ganze Schlucht überblicken können.

Reisezeit und weitere Infos
Die wärmste und trockenste Zeit und gleichzeitig Hauptsaison in Slowenien sind die Monate Juli und August. Da es auch im Mai, Juni sowie im September zum Wandern sehr angenehm ist, ist es empfehlenswert auf diese Monate auszuweichen. Im Sommer kann es teilweise sehr voll werden.

Weitere Informationen zu Slowenien und dem Soca-Tal
www.slovenia.info
www.slovenia.info/de/ausflugsziele/regionen/alpenlandisches-slowenien/soca-tal
www.soca-valley.com

Über den Autor*Innen

Wanderfreak Autorin Christine Kroll

Christine Kroll

Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.